Was sind wir in Österreich nicht stolz auf “unseren” Großglockner. Ein mächtiger Berg, die vorgelagerte Pasterze und Murmeltiere: die Idylle ist perfekt und das beliebte Fotomotiv ist schnell geschossen. Viele Wege führen auf den Gipfel, die meisten versuchen sich am Normalweg, andere am Stüdlgrat. Oben angekommen hat man den höchten Punkt Österreichs erreicht, höher geht’s in diesem Lande nicht mehr.

Die Zugspitze in Deutschland ist wohl allgemein bekannt, Wenigen ist vielleicht der Hvannadalshnukur in Island geläufig und nur besondere Insider wissen um die Existenz des Monte Titano in San Marino. So unterschiedlich diese drei Berge sein mögen, haben diese Erhebungen doch eine Gemeinsamkeit. Und diese sind nicht der Biergarten am Gipfel, der abfließende Gletscher oder die umliegenden Weingärten, sondern alle sind in den besagten Ländern die höchste Erhebung oder in ihrem Fall auch der höchste Berg. Wer auf ihren Gipfeln steht kann nicht mehr höher steigen ohne Grenzen zu überschreiten.

Die Besteigung der Seven Summits – also der höchsten Gipfel aller Kontinente – ist längst keine Illusion mehr, mittlerweile sind die Second Seven Summits und sogar Third Seven Summits bestiegen worden (wer weiß, wie weit in Zukunft noch gezählt wird). Doch betrachten wir die höchsten Berge mal etwas anders, nicht kontinental, sondern länderspezifisch und dennoch eurozentrisch. So schaffte der Brite Ginge Fullen im Jahr 1999 etwas, was keine Person vor ihm geschafft hatte: er stand auf allen höchsten Erhebungen der europäischen Länder, wohlgemerkt fein säuberlich dokumentiert. Dieses Kunststück vollendete er nach 7-jähriger Reise durch Europa. Mittlerweile hat er auch viele andere Landeshöhepunkte in der ganzen Welt hinter sich gebracht.

Zwei andere Briten, welche auf den Höhepunkten standen, sind Carl McKeating und Rachel Crolla, welche ihre Erlebnisse in dem Buch „Europe’s High Points“ von Cicerone niedergeschrieben haben. Nicht zu vergessen ist der Deutsche Wolfgang Schaub. Er erweiterte die Idee der Landeshöhepunkte um die “unabhängigen” Gebiete in Europa. So bereiste er im Zuge seiner insgesamt 135 Höhepunkte z.B. die autonome Republik Dagestan, Helgoland und eine tschechische Enklave im Hamburger Hafen, eine Laderampe auf 7,1m Meereshöhe. Seine Erlebnisse sind ab Mai 2014 in Buchform mit dem passenden Titel “Von nun an geht’s bergauf” im Malik Verlag erhältlich.

Ein weiterer Herr aus Großbritannien hat sein Europa-Projekt am 1. Juni 2012 gestartet und hat in drei Monaten 41 Höhepunkte im Eilverfahren bestiegen. Am Weg zur Dufourspitze ging ihm im September 2012 aber die Luft aus; seitdem sind Mont Blanc, Dufourspitze und Elbrus noch unberührt. Auf seiner Webpage sind die Eckdaten 29 Flüge und über 14.000 km gefahrener Kilometer zu finden. Ich als alter Öko-Energie-Freak habe errechnet, dass er auf seiner dreimonatigen Europareise wohl über 14 Tonnen CO² ausgestoßen hat, ein durchschnittlicher Brite belastet sich mit Emissionen von 9 Tonnen – im Jahr. Diese ausdauernde Leistung ist natürlich zu würdigen, auch wenn sie nicht meinen persönlichen Vorstellungen einer Reise oder einer Bergbesteigung entspricht. Es fehlt bei solch schnellen Reisen der Kontakt zur Natur, der Respekt gegenüber der Umwelt und der Bergwelt.

Im Juli 2012 stand ich am Gipfel des polnischen Rysy, dem höchsten Punkt des polnischen Staatsgebietes. Den Weg von meiner Wohnungstür in Wiener Neustadt bis zum Gipfel des Rysy bewältigte ich nur mit meinen eigenen Beinen und der Eisenbahn. Dies lies in mir eine Idee reifen, ein Projekt war geboren. Das Projekt, alle europäischen Landeshöhepunkte zu Fuß zu erreichen, die Anfahrt erfolgt nur mit Eisenbahn und Schiff. Wie lange diese Projekt dauern wird ist nicht absehbar. Die ersten Planungen nach dem ersten erfolgreichen Gipfel habe ich kurz danach wieder verworfen. Beinahe spontan werde ich entscheiden, was denn nun machbar ist. Dementsprechend länger als andere Menschen werde ich bei einer Bergtour unterwegs sein. Ich werde mehr vom entsprechenden Land kennenlernen, mehr von den unterschiedlichen Kulturen aufschnappen, die Landschaft in all ihrer Fülle intensiver genießen. Der Berg ist nicht mehr das unangefochtene Ziel, er wird die Krönung einer Reise. Ich freue mich darauf.

Damit die Statistk nicht zu kurz kommt:
Bis dato kann ich drei Landeshöhepunkte aufweisen: Polen, Deutschland und Kroatien. Die Tour in Liechtenstein habe ich aufgrund schlechter Sicht abbrechen müssen, es war dennoch eine extrem schöne Bergtour. Bislang genoss ich den Luxus von 21 verschiedenen Zügen, bin dabei 15 mal an Bahnhöfen oder Haltestellen umgestiegen. Um die Zielbahnhöfe zu erreichen und wieder zurück zu kommen habe ich in 66 Stunden über  auf Schienen zurückgelegt. Ein Schiff habe ich bislang nicht benötigt.
Weiters wanderte ich 81 km zu Fuß und überwand dabei 4.900 Höhenmeter im Aufstieg. Zweimal war ich solo unterwegs, einmal mit Begleitung.

Für die Unterstützung dieses Projekts vielen Dank an

5 Kommentare

  1. Wolfgang Schaub
    29. Juli 2014

    Schade, Herr Radinger, dass ich nicht mit Ihnen direkt in Kontakt treten kann, sondern dass dies ueber die Oeffentlichkeit hier laufen muss.

    Der Vorteil, den Amazon bietet, sind die Kundenrezensionen. Ich wuerde den Link hier ja gerne entfernen, wenn Sie der stoert, aber bieten Sie mir auch etwas? Sie muessten zumindest auch Ihren Kommentar entfernen (lassen). Einen anderen Hinweis habe ich Ihnen gerade gegeben.

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  2. Wolfgang Schaub
    23. April 2014

    Weiterhin viel Erfolg! Und bitte nicht vergessen: Transnistrien und die unabhaengige Volksrepublik Donezk! Alles Staaten in Europa.

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    • Martin Moser
      3. Mai 2014

      Danke für die Glückwünsche und Hinweise!
      Es steht mir noch ein weiter Weg bevor, aber ich freue mich schon sehr darauf.

      Gespannt warte ich auf das Buch “Von nun an geht’s bergauf” :)

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        • Gerald Radinger
          16. Juli 2014

          Auch ich möchte mich der Gratulation für Ihr aktuell erschienenes Buch anschließen. Wir bitten Sie, keinen Link zu Amazon zu veröffentlichen. Weder hier noch woanders.

          Denn alleine als Autor und ehemaliger Buchhändler widerstrebt mir nicht nur die Vorgangsweise gegenüber Menschen, welches dieses Unternehmen beschäftigt und gegen kleinen Verlagen, denen saftige Rabatte abrungen werden, sondern vor allem müsste das auch in Ihrem Interesse als Autor sein, dieses Unternehmen so gut es geht zu meiden.

          Denn: Nur mit einer gesunden, vielfältigen und stationären Buchhandels- und Verlagslandschaft können Sie und ich unsere Bücher erst verlegen und flächendeckend anbieten und schlussendlich verkaufen. Auch wenn der Verkauferfolg bei Amazon (Achtung Wortwitz) aufgelegt erscheint, de facto zerstört dieser Konzern diese Landschaft, von deren Früchten wir als Autoren profitieren.

          Suchen Sie sich bitte einen Buchhändler Ihres Vertrauens, der auch einen Webshop betreibt, und verbreiten Sie doch diesen Link. Ich bin mir sicher, dass auch dieser mit den Lieferbedingungen von Amazon mithalten kann. Mit dem Preis sowieso, denn der ist in jeder Buchhandlung gleich! Und den Buchhändler ums Eck fördern Sie damit auch.

          Weitere Informationen dazu finden Sie über die Berichterstattung in Qualitätsmedien oder hier: http://www.ihrbuchhateingesicht.at

          Mit lieben Grüßen,
          Gerald Radinger

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