Wüstenschiffe
Anfängliche Hitze und viel Sonne auf den Höhen der Karstflächen ließen uns zu Wasserträgern avancieren. Und ein guter Wanderer ist ein vorbildlicher, wenn er auch dementsprechend oft trinkt, am Besten jede halbe Stunde. Vorbildlich nuckeln wir jede halbe Stunde und an besonders dürren Tagen noch öfter an unseren blauen Schläuchen, die sich aus kleinen, eigens dafür gemachten Öffnungen unserer Rucksäcke schlängeln. Begeistert war ich von diesem “System” noch nie. Auf dieser Wanderung allerdings erweist sich das praktisch und dienlich. Elkes Nuckel war verloren und so sprudelte es nur so heraus aus ihr – im Foyer der Sparkasse, am Waldweg, am Klo beim Bäcker, in Weißenbach, also sehr häufig. Und da dieses “System” nervt, hab ich per SMS unseren Freund Bernd informiert, ob er nicht einen Ersatznuckel hätte den er Elke mitbringen könnte wenn er ohnehin mit uns mitgehen will. Und so kam es, dass der defekte Wassersack bereits im Weichtalhaus verbannt wurde und die PET-Flasche herhalten musste. Stehenbleiben um zu trinken kann aber leider gar nichts, nicht auf einem Weitwanderweg. Die Temperaturen sind entweder irre heiß (Sonnendirekteinstrahlung) oder kühl und windig. Die Kommunikation auf einem Weitwanderweg ist ohnehin karg und darum sehe ich auch hier beim Texten nur Gründe, welche für ein neues System sprachen. Bernd flitze quer durch die Steiermark und am Rückweg zu uns nach Neuberg/Mürz – bewaffnet mit einem neuen Trinkbeutel plus Schlauch plus Nuckel und Sandalen. Letztere gehören weniger zu dieser Geschichte, verdienen meiner Meinung nach eine Erwähnung.
Schlussendlich hatte das Stehenbleiben oder noch frecher: an MEINEM Schlauch nuckeln ein Ende. Bernd und seinem stark serviceorientierten Bergsportgeschäft sei Dank. Vielen Dank! Und weil hier gerade die Stimmung der Danksagungen in mir hochkommt, so möchte ich mich nicht nur indirekt dafür bedanken, dass mir mehr Wasser bleibt, sondern dafür, dass ich fachkundige Beratung und tragende Unterstützung beim Schwanda bekam – sowohl bei Bernd, als auch beim Bergsport. Und deswegen strahlt von nun an ein schöner Button von der Seitenleiste dieses Blogs mit dem wohlgemeinten Aufruf in die Wander- und Bergsportgemeinde: “Auch der Eunuch, der Hodenlose kauft sich Schwanda’s Lodenhose!” (Adi Mokrejs, Ernst Kren, Josef Hasitschka (2008). Gesäuse-Pioniere, Alpingeschichte aus der Universität des Bergsteigens, Alland). Kurzum: Wer etwas braucht, der ist dort ausgezeichnet beraten. Unser Helfer in der Not begleitete uns noch über das Veitschbachtörl bis zum Graf-Meran-Haus. Es war sehr schön, dich dabei gehabt zu haben. In Liebe, für warme und trockene Kleidung, Gerald.