Vorarlbergs Höchster: Piz Buin (3312m) – Isch super gsi!
Kennanda des Gfühl? S`Wetter würd super, d´Saison goht langsam am End zua und niamand hat Zitt. Des Brenna in da Magagegend und unter da Finger, zur Untätigkeit verdammt, obwohl sich jede oanzelne Faser im Körper bewega will.
S´Sprochzentrum hat scheinbar vrlängert und entschieda, dass as im schöna Ländle bliebt.
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Zum Glück kam es dann doch anders, es ging zum Piz Buin:
Die Silvretta, speziell die Bieler Höhe ist für mich ein Ort wo ich mit der Uni schöne Momente erleben durfte und mich irgendwie gut aufgehoben fühle. Zufall oder Schicksal, dass es mich wegen dem Studium wieder in diese Ecke Österreichs verschlägt? Wohl eher gut geplant. In meiner Bachelorarbeit geht es um die Entwicklung der Gletscher im Ochsental, wobei hauptsächlich auf Luftbilder und “airborne laser scanning” zurückgegriffen wird. Blöd nur, dass man zu einer besseren Einschätzung der Daten kommt, wenn man sich das ganze vor Ort ansieht. Am besten wäre wohl, auf den höchsten Punkt im Untersuchungsgebiet zu steigen. Gesagt, getan!
So war die Tour:
Die Bieler Höhe empfängt uns herbstlich: Die Nachmittagssonne, die warmen herbstlichen Farben und dazu der türkise Speichersee, grandios! Da wir noch das Hohe Rad besteigen wollen, steigen wir zunächst über das Bieltal, östlich des Hohen Rads auf der Tiroler Seite auf. Schattseitig hat sich der Schnee besser gehalten, als erwartet. Teilweise im Fels, teilweise im Schnee, macht das Ganze nur bedingt Spaß. Wer hat eigentlich die Spur so schlecht gelegt? Wieso laufen wir dem Mist auch noch nach? Vielleicht hast du es schon erraten, wir waren dann nicht mehr auf dem Hohen Rad und nachdem wir die ersten Meter Richtung Radsattel in diesem Schnee-Fels-Schotter-Eis-Matsch-Gemisch abgestiegen sind, konnten wir mit dieser Entscheidung auch ganz gut leben. Am Radsattel wird dann zum ersten Mal der Blick auf den Piz Buin frei und wir überschreiten neben der Landesgrenze Tirol-Vorarlberg auch eine Sprachgrenze. Ferner heißen ab hier Gletscher und die ein oder andere Scharte wird zur Lücke.
Es ist dann nicht mehr weit zur Wiesbadener Hütte, welche wir gegen 18 Uhr erreichen. Drinnen bläst uns der Wind entgegen, ein Wirbelwind. Die beiden Damen des Hüttenteams, die sich um die Betreuung der Gäste kümmern – und das sehr fröhlich, aufmerksam und mit viel Hingabe – wetzen nur so umher. Für uns geht es relativ schnell ins Bett und die Freude über einen Platz am Rand weicht der Frustration. Mein Bettnachbar hat da was mit den Atemwegen, was unbedingt behandelt werden sollte. Schnarchen bis das Bett vibriert, für mich ein Novum.
5.45 klingelt der Wecker. Kein Problem, ich bin ja noch wach. Müde schieb ich mir einen Müsliriegel zwischen die Kiemen. 6 Uhr, Abmarsch. An der frischen Luft geht es dann halbwegs mit der Müdigkeit und die Vorfreude auf den kommenden Tag überwiegt. Es ist heller als gedacht und wir verzichten auf die Stirnlampen, was mir einen unfreiwilligen Schwimmkurs im Bach einbringt. Es war doch etwas kälter in der Nacht und daher eisig. Das kann auch blöd ausgehen. Am Anseilplatz treffen wir auf eine 5er-Gruppe, die Einzigen vor uns. Werden wir die Ersten am Gipfel sein?
Gleich zu Beginn des Anstiegs am Gletscher geht es dann steil höher, denn bevor man das flache Gletscherbecken unter dem Piz Buin erreicht, muss man noch über eine Steilstufe. Über diese Stufe brechen die Eismassen des Ochsentaler Gletschers ab, was eine ansehnliche Szenerie, bestehend aus Eistürmen und Spalten, schafft. Auf Letztere treffen wir immer wieder. Die Aufstiegsspur wird an der westlichen Begrenzung des Gletscher angelegt und umgeht die schlimmsten Spalten eigentlich ganz gut. Nach dem Steilstück geht es gemütlich auf die Buinlücke zu. Mittlerweile ist nur noch eine 2er-Seilschaft, welche von der Schweiz kommend auf den Buin steigt, vor uns.
Ab der Buinlücke geht es dann an den Teil der Tour, welcher die “Hauptschwierigkeit” darstellt. Zuerst geht es in Kehren die Westflanke hinauf, bis ein steiler Felsriegel den Weiterweg über das leichte Schotterfeld am Gipfel versperrt. Die Steilstufe wird am einfachsten über den Nordwestgrat überwunden. Über einen Kamin geht es in leichter Kletterei (I. oder II. Grad) höher. Wir haben die Stelle unbewusst umgangen und sind weiter nördlich über eine flache, dafür recht ausgesetzte Rinne geklettert. An beiden Varianten gibt es die Möglichkeit an Bohrhaken zu sichern. Der kürzlich gefallene Schnee reduziert die Schwierigkeiten etwas, die Stellen an denen wirklich geklettert werden muss, beschränken sich auf wenige Meter und richtig zupacken muss man eigentlich nur in zwei kurzen Passagen. Im weiteren Verlauf lehnt sich das Gelände wieder zurück und es geht unschwierig dem Gipfel entgegen. Das frühe Aufstehen macht sich nun bezahlt, denn wir haben Glück und sind ein paar Minuten alleine am am höchsten Punkt. Das Panorama reicht von den Ötztaler Alpen über das Ortlermassiv bis zur Bernina. Scheint so, als hätte ich ein weiteres Mal einen richtig guten Tag erwischt.
Nach ein paar Gipfelfotos geht es wieder an den Abstieg. In der Westflanke legen wir dann kurz eine Pause ein und tanken Sonne, bevor es weiter ins Tal geht. Mittlerweile haben sich auch die restlichen Gipfelaspiranten eingefunden. Es ist viel los an Vorarlbergs Höchstem, also runter. Der Abstieg geht dann schnell und unspektakulär vorüber. Auf der Hütte genießen wir bei einem Apfelstrudel noch ein paar herbstliche Sonnenstrahlen, bevor wir den Hatscher zum See in Angriff nehmen. Der Weg zwischen Wiesbadener Hütte und Bieler Höhe zieht sich etwas, was vielleicht auch daran liegen mag, dass es eine Vielzahl an Geländeformen gibt, welche den Gletscherstand der letzten kleinen Eiszeit anzeigen und abgelichtet werden müssen. Vielleicht stell ich die Ergebnisse der Arbeit hier mal vor, wenn ich dann mal, irgendwann mal, vielleicht mal fertig bin.
Was bleibt, sind schöne Bilder im Kopf und der Wunsch, im kommenden Winter eine Traverse des Gebiets zu starten.
6 Kommentare
Bernd | KritzelKraxel.net
29. September 2013Bravo Carsten!
Werde ich mir merken, den Piz Buin. Zum ersten mal gehört in 2008 bei meinen ersten Versuchen im Bergsteigen.
Flüssig geschrieben, danke!
Gruß, Bernd
Carsten Becker
29. September 2013Vielen Dank für die Blumen! Die Region ist übrigens auch im Winter einen Abstecher wert. Auf die Bieler Höhe gelangt man dann zu Fuß ab Galtür oder mit der Seilbahn über Partenen. Das Madlener Haus, die Jamtalhütte, die Wiesbadener Hütte sind im Winter zum Teil sogar bewirtschaftet.
LG
Casi
JoergTh
29. September 2013Wow, was für eine schöne Tour… tolle Bilder! Schade, dass ich dieses Jahr keinen Urlaub mehr habe.
Grüße aus Hessen!
Jörg
Carsten Becker
29. September 2013Danke! Vielleicht tröstet dich ja der Umstand, dass die Hütten heute den letzten Tag in dieser Saison offen hatten. ;)
Erika
29. September 2013Schöne Tour, schöner Bericht, tolle Fotos. Da muss ich wohl auch mal noch hin.
Liebe Grüße! Und viel Erfolg bei der Abschlussarbeit :)
Erika
ulligunde.com
Carsten Becker
29. September 2013Vielen Dank, da stürz ich mich morgen gleich viel motivierter in die Arbeit :)