Von Wien auf den Hermannskogel (542m)

Veröffentlicht von am Sep 14, 2014 in Trailrunning, Wienerwald | 8 Kommentare
Von Wien auf den Hermannskogel (542m)

Drei Tage Regenwetter prophezeite der Wetterbericht. Viel glauben tu ich dem schon länger nicht, aber in diesem Fall sah es wirklich nach großen Regenmengen und einem trostlos-kuscheligen Wochenende zuhause aus. Naja, ganz zuhause war ich dann eh nicht. Im gerade neu entdeckten Cafe Menta am Radetzkyplatz saß ich und freute mich über einen großartigen Espresso, einen Minztee und WLAN in der Bude. Und der graue Nachmittag legte sein Gewand ab und strahlte mich mit nacktem Himmel durchs Fenster an (episch, ich weiß). Nix wie nach Hause! Hinauf auf’s Rad, das richtige Dress anziehen und los gehts. Nur wohin meine Damen und Herren? Vielleicht Kahlenberg, Leopoldsberg? Na, ich will heute wieder mal auf den höchsten und da könnte ich bestimmt gut mit der Strecke variieren, dass am Ende eine schöne Runde dabei herauskommt.

Gleich bei der Kirche im Wiener Heurigenbezirk Grinzing soll es losgehen. Ausgangspunkt: 229m Dort halte ich mich links und steche gleich die Himmelstraße rauf – das klingt ja vielversprechend. Ziemlich steil, so hat das in der Karte gar nicht ausgeschaut. Und obwohl Asphalt und damit öffentliche Straße, ist es hier erstaunlich ruhig. Einzelne Spaziergänger, dann und wann ein Auto. Hier möchte auch ich wohnen, denke ich mir beim Anblick der Villen im Schloßformat. Langsam wird es flacher und anstatt protziger Bauten hinter hohen Zäunen, komme ich an den ersten Weingärten vorbei und die ersten Ausblicke hinunter in die Stadt tun sich mangels Bausubstanz auf. Wie lieblich diese grobe Stadt doch sein kann.

(c) Gerald Radinger

Weingarten an der Himmelstraße

(c) Gerald Radinger

Himmelstraße, klingt vielversprechend, sieht auch so aus

(c) Gerald Radinger

Bellevue-Wiese

Weiter geht es sanft bergauf. Gerade komme ich gut ins Laufen, ist links ein großer Parkplatz zu sehen. Dahinter eine Wiese und ein ergözender “Bellevue” auf die Stadt – sagenhaft. Über die Wiese hinab bis zu einer Straße und in einem Bogen wieder zurück auf die “Avenue de la ciel”. Ich habe eher das Gefühl auf einer Sightseeing Tour zu sein, als einen Trainingslauf zu machen. Der nächste Wegweiser lockt mich nochmals nach links, dieses Mal zur Sisi-Kapelle. Natürlich folge ich und stehe bereits vor der gotischen Kapelle mitten im Wald. Von dort laufe ich den kurzen und mir bekannten Weg zurück zum Oktogon am Himmel, wo ich bestimmt seit einem Jahr nicht mehr war. Wie geil wäre jetzt ein Kaffee! Geld habe ich sogar extra dafür eingesteckt und die Sonne legt sich gerade so schön in den Gastgarten.

(c) Gerald Radinger

Am Himmel – Ja, und wo ist der Himmel genau?

(c) Gerald Radinger

Auch hier steht nichts geschrieben. Dann lauf’ ich mal Richtung Agneswiese.

(c) Gerald Radinger

Markierung; ausreichend gut.

Ich bleibe aber im Ryhtmus, es geht gut heute und das Wetter und die Abendstimmung machen nicht nur Bock auf Kaffee, sondern auch auf Laufen! Einmal die Höhenstraße überqueren und es geht erstmals richtig in den Wald, auf Schotter bin ich schon seit kurz vor der Sisi-Kapelle unterwegs. Die Kreuzeiche ist schnell erreicht und etwas weiter und ich stehe bereits vor der Jägerwiese. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung auf den Hermannskogel und das ist mir heute nicht genug. Ich schlage gleich den Weg nach Weidling ein. Der erste Trail führt mich in lichtem Buchenwald bergab und die 100 Höhenmeter sind gleich bewältigt. An der ersten Forststraßenkreuzung muss ich mich kurz mal orientieren. Nach links soll es gehen, aber wo genau? Die Linke ist es. In einem Mix aus ebenen, Bergauf- und Bergabstrecken geht es mehrere Gräben und Rücken auslaufend zum markierten Aufstiegsweg auf den Hermannskogel, der einen über den Sauberg führt. Die Gräben tragen hier Namen wie “Stilles Tal, Kleiner und Großer Frauengraben”, warum weiß ich nicht. Das stille Tal leuchtet mir ein, es ist dort auch sehr still an diesem Abend. Ich bin im totalen Flow!

(c) Gerald Radinger

Im “Stillen Tal”

(c) Gerald Radinger

Top of Vienna

Abgebogen wird beim ersten markierten Weg, der die Forststraße kreuzt. Die Markierung leuchtet bereits von Weitem. Über einen schmierigen Trail geht es hinauf auf den Sauberg, quasi die Westschulter des Hermannskogels. Am Ende erreiche ich die allbekannte Aufstiegroute und folge dieser bis zur Habsburgwarte am Hermannskogel, dem höchsten Punkt des Bundeslandes Wien. Aussicht genießt man am bewaldeten Gipfel lediglich von der Warte, also geht es schnurstracks bergab über den schmalen Pfad nach Osten, der mich zuletzt sehr steil zur Zufahrtsstraße bringt. Auf dieser Laufe ich ein paar Meter nach links zur Jägerwiese, wo ich vorhin in Richtung Weidling abgebogen bin. Mhm, eigentlich wollte ich ein bisschen anders zurücklaufen, mein Handy ist aber bereits aus und die Dämmerung lässt sich schon vermuten. Alles keine Gründe, um jetzt noch Weg zu suchen – also über die Kreuzeiche über den bekannten Weg zurück zum Oktogon. Dort aber schlage ich kurz danach noch spontan einen Haken an der kleinen Kreuzung unterhalb nach links, spare mir das Bergablaufen auf dem Asphalt über die Himmelstraße und nehme stattdessen den Weg durch die Mitte. Auf dem Wienerwald-Rundweg Nr. 444, unter dem Kobenzl vorbei, an einem schönen Bacherl entlang, laufe ich meist zwichen Weingärten und Waldrand bis kurz vor dem Ausgangspunkt, der Kirche in Grinzing. Erstaunlich, dass noch wenige Meter hinter mir, der Wienerwald stille bot und um die letzte Ecke gebogen die geschäftige Millionenstadt wieder beginnt.

(c) Gerald Radinger

Ja, auch Wien liegt am Alpenbogen

8 Kommentare

  1. Peter
    10. Oktober 2014

    Hallo Gerald
    Schon lange nichts von dir gehört. Tolle Sportskanone.
    Für welchen Berg ist das Training ???? K2 ….??????
    Komm mal in Steyr vorbei wenn du in der Nähe bist.
    LG Annemarie u. Peter

    Reply
    • Gerald Radinger
      10. Oktober 2014

      Hallo Peter, das freut mich sehr von dir zu hören. Noch habe ich mich für nichts Konkretes entschieden. Schauma :)
      Wenn ich in Steyr bin, komme ich!
      Liebe Grüße, Gerald

      Reply
  2. Dirk
    21. September 2014

    eine sehr schöne strecke. wenn man von der agnesgasse beginnt und über die salmannsdorferhöhe zum häuserl am stoan läuft, spart man sich noch das stück asphalt. :-) das ist sozusagen meine hausstrecke.

    Reply
    • Gerald Radinger
      23. September 2014

      Danke für den Tipp, Dirk!
      Das habe ich schon für eine Runde im Auge ;) Dann werde ich mal zum Häuserl am Roan und zum Hameau laufen.

      Reply
  3. Sabrina
    15. September 2014

    Korrektur: *und* und *definitiv* – es ist wohl Montagmorgen! ;/

    Reply
  4. Sabrina
    15. September 2014

    Hi,

    das gefällt uns sehr! Schöne Runde – uns defintiv besseres Wetter als bei uns!

    LG Sabrina

    Reply
  5. Wu
    15. September 2014

    Hallo Gerald, sieht gut aus die Runde! Ich hoffe die Einladung steht noch das wenn wir in Wien sind einmal eine gemeinsame Runde laufen!
    Lg aus Salzburg
    Wu

    Reply

Hinterlasse eine Antwort


fünf − 4 =