Ötztaler Skidurchquerung Teil 1: Von Sonne, Wolken und Franzosen

Veröffentlicht von am Apr 12, 2017 in Hochtouren, Mehrtagestouren, Ötztaler Alpen, Skitouren | 2 Kommentare
Ötztaler Skidurchquerung Teil 1: Von Sonne, Wolken und Franzosen

Oft erwähnt, viel begangen.  Wenig Schnee, voll motiviert. Mit diesen Erwartungen bzw. dieser Grundeinstellung teffen wir uns am frühen Nachmittag in Vent, stellen ein Auto für den letzten Tag und fahren nach Obergurgl. Wir wollen die klassische Venter Runde um einen Tag erweitern, sparen uns so den elendigen Hatscher von Vent auf die Martin Busch Hütte und erleben mit dem Schalfkogel die – in meinen Augen – landschaftlich schönste Tour auf unserer Runde durch das Ötztal. Aber alles der Reihe nach…

Tag 1 Zustieg Langtalereck Hütte

Nachdem uns die liebe Erika in Vent aufgesammelt hat, geht es nach Obergurgl. Wir starten unsere Tour mit einem Radler am Universitätszentrum, einem Ort der mich mein ganzes Studium begleitet hat, einem Ort dem ich irgendwie verbunden bin, ein Ort an dem ich viel erlebt und viel gelernt habe. Wir brechen in Richtung Rotmoostal auf, vorbei an der Schönwieshütte zur Langtalereck. Hinter der Schönwieshütte verlassen wir den Trubel des Skizirkus und stimmen uns auf die kommenden Tage ein. Die Chemie in der Gruppe stimmt, wir genießen einen schönen ersten Abend bei Schweinebraten und Radler.

Tag 2 Schalfkogel

Nach einer weniger erholsamen, lauten Nacht im Lager (solltest du dich angesprochen fühlen, lass dich doch bitte untersuchen, das kann nicht gesund sein!) starten wir als erste Gruppe in Richtung Schalfkogel. Durch eine tief eingschnittene Schlucht, direkt unter der Hütte, gelangen wir auf den malerischen Gurgler Ferner, wo uns die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf der Haut kitzeln. Wir halten uns rechts und steigen über ein Band in den steilen Abschnitt der heutigen Tour ein. Während am Gegenhang das mittlerweile geschlossene Hochwilde Haus thront und hinter der Hochwilde die Dolomiten in den Himmel ragen, schwitzen wir in der Steilstufe. Es ist schon fast zu heiß, aber wir wollen uns ja nicht über gutes Wetter beschweren. Nach der Tour waren wir uns alle einig, dass die Tour auf den Schalfkogel der beste Tag unserer Durchquerung war. Es lohnt sich also einen Tag zu verlängern! Oben raus wird das Gelände wieder flacher und wir kommen nach einer letzten Stufe am Schalfjoch an, entscheiden uns für den Abstieg über eben jenes Joch, nachdem wir den Gipfel über seinen unschwierigen, aber schönen Grat bestiegen haben. Zu Beginn geht es im Schnee abwärts, dann im Fels und zuletzt mit Drahtseilen versichert. Ein erster Flirt mit Ecki und Herbert, welche uns die nächsten Tage verfolgen sollten. Auf Firn geht es der Martin Busch Hütte entgegen, wo uns ein 4er Zimmer und die ein oder andere stärkende Mahlzeit erwartet, jedoch nicht ohne nocheinmal 150hm zur Hütte aufzusteigen. Die Mannschaft von Ecki und Herbert ist nun auch auf 6 Personen angewachsen und so verbringen wir einen heiteren Abend, welcher mit viel Gelächter und Kaiserschmarrn ausklingt. Im Gegensatz zur Nacht zuvor habe ich geschlafen wie ein Baby.

Tag 3 Similaun und Finailspitze

Auf der offiziellen Seite des Tourismusverbandes zur Venter Runde steht, dass sogar Franzosen den weiten Weg auf sich nehmen um die Durchquerung zu machen. Ich konnte es ja nicht glauben, aber es gibt sie wirklich, die Franzosen auf der Runde. Der dritte Tag steht unter französischer Flagge. Den ersten Kontakt mit ihnen hatte Klaus. Verfolgt von einem Pensionisten, auf dessen Gesichtsfarbe die meisten Bergführer neidisch sein könnten, frägt Klaus ob es sein kann, dass wir heute etwas schneller von der Hütte gestartet sind. Wir biegen bei der ersten Möglichkeit auf den Niederjochferner ab, welchen wir über eine Steilstufe erreichen. Verfolger abgehängt, es geht gemächlich weiter. Das Wetter ist heute durchwachsen, die letzten 200hm haben wir schlechte Sicht, wir fragen uns bereits hier, ob es Sinn macht die Finailspitze noch in Angriff zu nehmen, denn auch der Wind nimmt immer mehr zu. Den Similaun lassen wir uns aber trotz schlechter Sicht nicht nehmen, den restlichen Plan besprechen wir später. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Skidepot geht es die ersten Meter im Blindflug hinab, im unteren Teil erwartet uns aber guter Schnee und bessere Sicht. Wir können also noch ein paar Schwünge genießen bevor wir auf der Similaunhütte einkehren um uns mit einer Suppe zu stärken. Danach fahren wir ein paar Meter ab und gehen über die Ötzifundstelle zum Hauslabjoch. Auch wenn es sekundenweise immer wieder Löcher in der Wolkendecke gibt, erstickt der Wind meine Idee vielleicht doch auf die Finailspitze zu gehen im Keim. Wir fahren also zur Schönen Aussicht ab. Eine tolle, zum teil auch steile Abfahrt und der Gegenanstieg zur Hütte machen den Tag zum anstrengendsten der Tour. Da kommt es natürlich gelegen, dass die Schöne Aussicht oder auch Bella Vista mit Sauna und Pool aufwarten kann. Sogar ein kostenloses Handtuch hat das Hüttenteam auf unseren Lagerplätzen platziert. Ein Angebot, dass man nach so einem Tag gerne annimmt. Nach dem Wellness dann ein ausgezeichnetes 4 Gänge Menü. Tadellos! Ihr fragt euch in der Zwischenzeit sicher, was aus den Franzosen geworden ist, oder? Die sind mittlerweile auf eine Gruppengröße von ca. 50 Personen angewachsen und feiern Geburtstag. Lautstark und exzessiv. Ein Teil unserer Gruppe lässt sich von der Partylaune anstecken und bezahlt am nächsten Tag viel Lehrgeld. Mitten in der Nacht stehen wir nochmal senkrecht im Bett, als gegen halb 2 ein Feuerwerk der Extraklasse vor unserem Lagerfenster abgebrannt wird, dann wird es aber wirklich leiser und ich kann zumindest noch etwas schlafen.

Hier geht es zum Bericht von Erika! – Danke für die Fotos

Infos zu Tour:

2 Kommentare

  1. Sabrina
    13. April 2017

    Hey….schöner erster Bericht. Wir wollen mehr, mehr, mehr!

    Und dann hoffentlich bald auch wieder gemeinsam auf Tour! :)

    LG Sabrina

    Reply
    • Carsten Becker
      13. April 2017

      gemach, gemach…teil 2 ist fast fertig. die nächste tour kommt sicher auch bald mal zusammen ;)

      Reply

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