Über das Brunntal und die südliche Turmscharte (III) auf den Turm (ca. 1620m)

Veröffentlicht von am Jan 21, 2015 in Hochschwabgruppe, Klettertouren | Keine Kommentare
Über das Brunntal und die südliche Turmscharte (III) auf den Turm (ca. 1620m)

Ich wollte ein bisschen Klettern gehen an diesem Wochenende. Genauer gesagt, eine einsame Tour gehen und das mit ein bisschen Kletterei verbinden. Clemens zeigte sich nicht gleich begeistert, da es weit zum Fahren ist. Da hat er recht, doch ich ließ nicht locker. Wir fuhren. Die Tour war wunderbar einsam und landschaftlich hervorragend. Die Kletterei ist nichts für Genießer und Felsfetischisten. Hier findet man kaum Bohrhaken und über die Route von Süden geht man ohnehin fast mehr über Schotter als festen Fels. Das alles hielt uns aber davon nicht ab, uns den signifikanten Monoliten südlich der Riegerin genauer anzuschauen. Der Zustiegsweg von der Forststraße verläuft nicht, wie auf der Karte eingezeichnet, von der ersten Kehre nach Osten, sondern beginnt am obersten Ende der Forststraße nach der zweiten Kehre. Dort, nach der Abzweigung des Weges auf die Riegerin, geht die Straße in den Weg über. Das alles wissen wir, weil wir uns durch Stauden und Latschen gezwängt haben und irgendwann den von links kommenden Weg gekreuzt haben. War das ein Aufatmen! Und wir wissen es auch, weil wir in der letzten Seillänge beim Abstieg, also bereits fast ganz unten, auf ein Pärchen getroffen sind, die oben in einer Höhle biwakieren wollten. Nun, die südliche Turmscharte war dann im Grunde recht einfach zu finden. Einfach dem Weg in Richtung Stadurz weiter nach und von unten betrachtet an der rechten Seite des Turmes hoch bis zur Scharte. Es gibt keinen Haken am Einstieg, lediglich ein kleines Köpfel. Vom Einstieg an der Scharte ca. fünf Meter an der Kante hoch und dann auf einem Band fast gerade nach rechts weg und sogar etwas leicht bergab durch die Latschen zu einer Platte – dort ist der erste Stand. Man sieht die Platte bereits vom Einstieg, es befinden sich direkt unter der Platte abgestorbene Latschenäste. Dort kann man an zwei Sanduhren sichern. Die zweite Seillänge folgt dem besten Weg ziemlich gerade empor, bis zur Kante. Es gibt dort zwei Möglichkeiten. Noch an der Kante steckt ein Normalhaken und hinter der Kante (bereits östlich ausgerichtet) wenige Schritte weiter findet man einen Bohrhaken direkt unter einem kleinen Überhang. Dieser Bohrhaken ist mit einer Schlinge auch zum Abseilen hergerichtet. Der besagte Normalhaken an der Kante ist auch dafür hergerichtet, hat aber seine besseren Jahre in Bezug auf Festigkeit bereits schon gesehen. Abziehen lässt sich das Seil bei kluger Fädelung auch um die Kante. Die dritte Seillänge folgt einem kleinen abdrängenden Kamin gerade nach oben. Die Schlüsselpassage befindet sich direkt beim Beginn der Seillänge. Die Kletterei ist unangenehm und je weiter man nach oben kommt, desto loser wird das Gestein und die Schwierigkeit mit III (im Alpenvereinsführer) bzw. III+ (Bergsteigen.com) ist sehr milde angegeben. Da bin ich schon glatte IVer geklettert, die haben sich leichter angefühlt. Eventuell liegt das aber an dem sehr seltsam nach unten geschichteten und losem Gestein. Sehr zur Freude befinden sich in diesem Kamin insgesamt 4-5 Bohrhaken. Am oberen Ende ist ebenfalls ein Abseilstand mit zwei Bohrhaken zum Abseilen über die Südkante eingerichtet, den man als Stand für diese Seillänge hernehmen kann. Die vierte Seillänge geht etwas rechts, aber grundsätzlich in der Verlängerung weiter, bis an einen kleinen Grat, wo es äußerst brüchig zu werden beginnt, hier sind die Sicherungsmöglichkeiten beschränkt – dafür ist aber auch hier fast schon mehr Gehgelände, als Kletterei. Die letzte Seillänge führt über den kleinen Grat und nach links über die Flanke zum Gipfel. Abseilen vice versa ober aber am oberen Ende der 3. Seillänge direkt zum Einstieg in die südliche Turmscharte abseilen. Hierfür müsstee man aber vermutlich zweimal 60-Meter-Halbseile mitführen, damit sich das ausgeht. Fazit: alpines Miniabenteuer mit hochtouristischem Erstbegeher-Feeling.

(c) Gerald Radinger

Es ist noch früh, dafür die Stimmung umso besser beim Parkplatz am Brunnsee. Ein weiteres Auto parkt an diesem Tag, wir sehen aber bis am späten Nachmittag niemanden.

(c) Gerald Radinger

Großartige Stimmung beim Zustieg. Da müsste man sich Koordinaten, Datum und Uhrzeit fast merken ;)

(c) Gerald Radinger

Wir kommen aus dem Nebel und der Turm steht der gerade über den Kamm blickenden Sonne im Weg. Was für ein fantastisches Schauspiel.

(c) Gerald Radinger

Hier befinden wir uns endlich an der Südwestseite des Turms. Der Zustieg was äußerst mühsam. Am Talschluss folgen wir noch der Fortstraße weiter bergauf. Zwar ist kurz nach der Kehre ein Pfad eingezeichnet. Auf diesen versuchen wir auch zu kommen, doch es misslingt und erst beim südlichen Schotterfeld unterhalb der Rotmäuer stoßen wir auf den Pfad. Das uns später begegnende Pärchen berichtet, dass der Weg dort beginnt, wo die Forststraße aufhört und in einen kleinen Weg übergeht. Also, Informationen in Karten und Topos sind somit falsch.

(c) Gerald Radinger

Clemens in der ersten Seillänge, die aus einer luftigen Latschenquerung besteht. Er ist äußerst kreativ mit den Zwischensicherungen. Von der südlichen Turmscharte geht es gleich wieder hinab in den Antengraben und nördlich der Salztal steht mächtig der Hochtürnach.

(c) Gerald Radinger

Wer findet den ersten Stand? Clemens in der Wand und ein fabelhaftes Panorama im Rücken.

(c) Gerald Radinger

Unterwegs war nicht soviel Zeit an Fotografieren zu denken. Clemens am Gipfel des Turmes. Dahinter rechts die Hochschwab-Nordseite.

(c) Gerald Radinger

Gipfelpanorama, auch nach Westen über den Ebenstein und Großen Griesstein hinweg.

(c) Gerald Radinger

Vom Gipfel seilen wir über den Aufstiegsweg im brüchigen Gelände ab. Solide Felsköpfe sind zu finden, doch Mangelware.

(c) Gerald Radinger

Die Sonne verschwindet am oberen Ende der Lang-Eibel-Schlucht zwischen Ebenstein und Großem Griesstein, als wir wieder die südliche Turmscharte erreichen. Nachdem wir die oberen vier Seillängen abseilen konnten, kletterten wir die Querung wieder retour.

(c) Gerald Radinger

Wir haben bereits die Talsohle erreicht und wandern das Brunntal auswärts bis zum Auto. Nocheinmal blicken wir uns um und betrachten diesen eigenwilligen Monolit in der Dämmerung.

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