Trailrunning in der 2. größten Stadt Norwegens – Vidda in Bergen
In Norwegen heißen die Berge “fjell” und sind im Unterschied zu den Alpen, oft sehr flach am Gipfel und fallen dann steil ab. Erosion hat im Laufe der Zeit, die Berge abgeschliffen und ihnen die “Spitze” genommen (soviel mein laienhaftes geologisches Verständnis). Auf so manchen Bergen ist eine richtige Hochebene entstanden, die dann “vidda” genannt wird. In Bergen gibt es davon ein richtiges Paradebeispiel welches vom höchsten der 7 Stadtberge, dem Ulriken (643 m), weit ausstreckt. Wenn man es mal auf dieses Plateau, hinauf geschafft hat, kann man halbwegs flach und beinahe unendlich lange laufen. Wir entscheiden uns für den Bergen-Klassiker und laufen von der Stadt auf Ulriken, und weiter in Richtung Svartediket, ein Stausee, der Bergen als Trinkwasserreservoir dient, und dann wieder ins Stadtzentrum. Summa summarum liegen ca. 25 km und ca. 800 hm vor uns.
Start ist am Fischmarkt der Hansastadt und die ersten 3 km müssen am Asphalt zurückgelegt werden, wenn man nicht auf die Öffis zurückgreifen will. Wir können den Gipfel von Ulriken und den Fernsehturmder oben thront, immer vor uns sehen. Der Turm, steht seit 1959 dort und war anfangs ein Ärgernis für die Bergenser, mittlerweile ist er aber ein Wahrzeichen der Stadt geworden und kann seit 1961 auch mit der Gondel (Ulriksbanen) erreicht werden.
Wir laufen, oder besser- wir laufen so gut es eben geht, wenn es so steil und eisig ist.
Oben angekommen, tut sich vor uns das ganze Ausmaß von unserer bevorstehenden Tour auf! Es herrscht reges Treiben am Gipfel und wir können es kaum erwarten, raus aus dem Trubel zu kommen. Auf der vidda, ist es nämlich meistens sehr ruhig und einsam.
Wir bemerken erfreut, dass es friert und wir dadurch, querfeldein laufen können, weil die Hochmoore anstatt von gatschig, fest gefroren sind.
Die Vegetation zeigt sich hier von der sparsamen Seite, die Baumgrenze liegt bei ca. 600m und nur noch Gräser, Büsche, Flechten und Moose halten hier durch. Am Hochplateau liegen auch zahlreiche Hütten, sehr idyllisch im typisch skandinavischen Falunrot.
Wir treffen nur ein paar Wandersleute und Hunde und es ist schon wirklich unglaublich, wie viel wilde Natur hier nur einen Katzensprung von der 2. größten Stadt in Norwegen entfernt liegt. Obwohl die Tour zum Laufen nur wenige Höhenmeter hat, ist es doch anstrengend, über Stock und Stein zu laufen und Körper und Geist sind ständig gefordert, auf die weichen, glatten, spitzen usw. Untergründe unter den Füßen zu reagieren. Die Temperaturen rund um Null fühlen sich herrlich frisch an und sind aber perfekt um nicht allzu schnell müde zu werden.
Um diese Jahreszeit sind die Tage in Bergen sehr kurz, und die Sonne schafft es kaum über den Horizont hinaus und verschwindet schon zwischen 15 und 16 Uhr wieder. Wir schaffen es bis zum Svartediket im Tageslicht und von dort können wir uns leicht am geschotterten Weg im Dunkeln bis nach Hause orientieren. Eine lange und schöne Tour, an die uns unsere Beine noch die nächsten Tage erinnern werden.
Takk for turen!