Temlberg (2331m) via Ostrinne. Skitour oder Skibergsteigen?

Veröffentlicht von am Mrz 23, 2014 in Skitouren, Totes Gebirge | Keine Kommentare
Temlberg (2331m) via Ostrinne. Skitour oder Skibergsteigen?

Bekanntlich ist es ja so, dass der frühe Vogel den Wurm fängt. Nur welchen Wurm wir fangen werden, das war uns nach einer Nacht im Schlafsack und neben dem Auto nicht bewusst. Um 3.30 Uhr ging der Wecker und um 4.00 Uhr waren wir schon in der Loipe. Loipe? Wer hat hier was von Loipe gesagt? Schneetechnisch schaut es diesen Winter ja nicht nur in Hinterstoder schlecht aus, weshalb wir erstmal mit den Ski am Rücken losmarschieren. Für alle; die es genau wissen wollen: wir tragen die Ski bis kurz hinter das Prielschutzhaus.

Besser als ein Platz im Lager. Dank einer wolkenlosen Nacht haben wir im 1000 (vermutlich noch ein wenig mehr) Sternehotel geschlafen. Sternschnuppen inklusive.

Am Prielschutzhaus wartet David auf uns. Er war am Vortag am Großen Priel (2515m) und geht heute mit uns nocheinmal in Richtung Temlberg (2331m). Gerald, David und ich haben schon oft über diese Tour gelesen, wollten sie schon länger gehen und jetzt hat es endlich gepasst. Durch die Klinserschlucht, zwischen Brotfall und Spitzmauer, geht es auf unser Tagesziel zu. Zugegeben: aus der Entfernung sieht die Rinne sacksteil aus und der Temlberg selbst sieht abweisend aus. Aber es ist dann logischerweise wie immer: je näher wir kommen, desto “flacher” wird die Rinne.

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Die Spitzmauer (2446m) von der Terasse des Prielschutzhaus aus gesehen. Allein dafür hat sich das Aufstehen schon wieder gelohnt!

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Unterm Großen Priel geht es in Richtung Klinserschlucht.

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Am Beginn der Klinserschlucht

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Unser Ziel: Temlberg (2331m). Die Ostrinne zieht nach links auf eine Schulter, welche zugleich unser Skidepot war. Gut abgesichert geht es, zum Teil im 3er-Gelände. dem Gipfel entgegen.

Unter der Rinne machen wir noch eine längere Pause, sortieren unser Material, essen und lassen alles zurück, was wir oben nicht brauchen werden. Mit leichten Rucksäcken stapfen wir los. Perfekter Trittfirn! Das Problem ist nur, dass jemand die Oberhitze angedreht hat und die Umluft scheinbar nicht funktioniert. Wie oft habe ich mir in diesem Winter Windstille gewünscht? In diesem Moment wird mir aber klar, dass wir ein glückliches Händchen bei der Tourenwahl hatten. Niemand ist unterwegs, Wetter und vor allem die Schneeverhältnisse in der Rinne passen. Jeder von uns spurt ein Stück und so kommen wir ziemlich flott an der Schulter an und machen Skidepot. Weiter geht es nach rechts. Durch Schnee und Fels geht es höher, bestens (vielleicht schon zu viel?) mit Torstahlbügeln abgesichert. Das Seil packen wir erst für die letzten Meter aus und hätten wir gewusst, dass nach dem Steilaufschwung nur noch eine Schneerampe und die Wechte auf uns wartet, hätten wir es vielleicht auch im Rucksack gelassen. Der schönste Teil ist für mich der Ausstieg über die Wechte gewesen. Der Ausblick ins Tote Gebirge und zum Dachstein, der Blick zurück auf Gerald und David, die sich die letzten Meter in steilem Schnee höher kämpfen, der Gipfel schon in Reichweite und die Aussicht auf eine Mega-Abfahrt. Schon jetzt ein super Tag.

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David, Trittfirn und die Temlberg Ostrinne.

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Jetzt ist es nicht mehr weit zum Skidepot

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Die letzten Meter im Fels. Standplatz vor den letzten Metern zum Grat.

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Jetzt ist nur noch die Wechte im Weg.

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Gleich ist es geschafft! David auf den letzten steilen Metern.

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Am Gipfel! Laut Gipfelbuch die erste Besteigung seit 26.10.2013. Ob das so stimmt?

Nach einer kurzen Pause am Gipfel machen wir uns an die Abfahrt. Die Rinne liegt zum Teil schon im Schatten und wir wollen ja nicht, dass die Abfahrtsfreuden in irgendeiner Weise geschmälert werden. Die Felspassagen seilen wir ab, durch den Schnee geht es rutschend oder abkletternd runter. Gerald und ich wünschen uns in diesem Moment einen Helm, weil doch halbwegs viel loser Mist rumfliegt und wir auf ein  stumpfes Trauma leicht verzichten können. In kurzer Zeit sind wir beim Skidepot und machen uns daran das Finale des Tages vorzubereiten. Die Abfahrt zu beschreiben fällt schwer, weil das was wir dort erleben durften ziemlich weit oben auf der Skala rangiert. “Wenn sogar du schreist, muas des was hoassn!” hat Gerald gesagt. Als kleines Kind habe ich nämlich gelernt, dass man in der Natur leise zu sein hat und das bin ich auch. Meistens. Man geht ja auch irgendwie in die Natur um eine gewisse Ruhe und Einsamkeit zu erleben. Gleichgesinnte will man nicht stören, Wild erst recht nicht und im Winter schon gleich dreimal nicht. In diesem Moment konnte ich aber nicht anders. Perfekt aufgefirnt, von der Neigung her fordernd aber gerade so, dass man optimal schwingen konnte, hat es mir einfach den ein oder anderen Juchitzer rausgerissen. Den Anderen ging es ähnlich.

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Abseilend zurück zum Skidepot

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Einfahrt in die Ostrinne. David lässt es krachen und der Firn zischt.

Bei unserem kleinen Depot unter der Rinne gab es strahlende Gesichter und hagelte es pro fists. In ähnlich gutem Schnee, aber flacher ging es jetzt hinab in die Weitgrube, was auch nocheinmal richtig lohnend war. Der Gegenanstieg zur Einfahrt in die Dietlhölle war daher zu verkraften. In der Hoffnung möglichst weit runter zu kommen, ging es hier an die finale Abfahrt. Im oberen Teil noch super zu fahren, spürten wir im unteren Teil die bereits absolvierten knapp 2000 Höhenmeter. Wenn man sich jetzt darüber beschwert, dass die Ablagerung von Lawinen den Abfahrtsgenuss schmälern, so ist das Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau. Wer weiß, ob ohne diese Lawinen die Abfahrt in diesem Winter überhaupt so weit möglich wäre? Irgendwann werden die Lawinenreste dann aber wirklich unfahrbar und wir montieren die Ski für den weiteren Abstieg an die Rucksäcke. Am Forstweg angekommen legen wir uns ein etwas leichteres Beinkleid an und steigen auf Turnschuhe um. So adjustiert stehen wir dann auch die nächsten 1,5 Stunden bis zum Auto durch, gerade so.

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Der Gegenanstieg nach der Abfahrt. Dahinter links, der Temlberg.

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Abfahrt in die Dietlhölle. Gegenüber ist der Warscheneckstock zu sehen.

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Wahnsinn, wie lange die Frühjahrslawinen so werden! Glück für uns.

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Die letzten Meter zur Forststraße.

 

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