Stille Pioniere der Berge
- Mehr als 800 Flechtenarten besiedeln die Hochgebirge der Alpen
- Flechten können ihren Stoffwechsel binnen Sekunden einstellen und sind dann mehr „tod“ als lebendig.
- Flechten wachsen extrem langsam! Wissenschaftler schätzen, dass Flechten im Hochgebirge maximal einen Zehntelmillimeter pro Jahr wachsen, das heißt eine Nabelflechte mit einem Durchmesser von 10 cm könnte dann 1000 Jahre alt sein (mehr Info).
Ein Lob auf die Überlebenskünstler die sich erfolgreich in die extremsten Standorte der Berge trauen, an überhängende Felsen, in schroffe Risse und windausgesetzte Gipfel. Die Rede ist nicht von waghalsigen Kletterern oder Bergsteigern. Nein, es sind die Flechten, die in allen möglichen Farben und Formen Felsen, Bäume und andere Substrate besiedeln.
Beim Wandern und Bergsteigen in kargen, steinigen Gegenden sind oft Flechten die einzigen Farbkleckse in der Landschaft, weil andere Pflanzen unter solchen Bedingungen nicht mehr wachsen können.
Der Trick von Flechten, nämlich von quasi Nichts leben zu können, ist ihre soziale Lebensweise, welche eine Symbiose zwischen Algen und Pilzen ist. Die Algen sind dabei für die Energieproduktion aus Licht und CO2 aus der Luft mit Hilfe von Photosynthese verantwortlich und die Pilze kümmern sich um die Verbreitung mit Sporen, und die Zufuhr von Feuchtigkeit. Alge + Pilz = Flechte, und so halten sie hoher Sonnenstrahlung, Trockenheit, Wind und Frost stand.
Flechten brauchen ewig lange Zeit zum Wachsen, umso bewunderswerter ist es, wenn sie sich in voller Pracht auf rauhem Fels ausbreiten. Was Frischluft-Enthusiasten freut: Flechten sind Anzeiger für gute Luftqualität! Also tief durchatmen, und die Farbenpracht genießen, dahinter versteckt sich jede Menge spannender Biologie.