SnoProfiler – wo ist der gute Schnee?
Wo ist der gute Schnee? Oder anders formuliert: wie sicher ist es dort wohin ich fahren will?
Wer kennt das Problem nicht. Zuhause sind die Bedingungen nicht die besten und, wie sollte es anders auch sein, sind diese an einem anderen Ort viel, viel besser. Die Frage die sicht stellt ist – ganz neutral gesagt – folgende: Wie sieht es dort wirklich aus? Internet sei Dank, bekommt man ja mittlerweile schon viele Informationen zu den Bedingungen in anderen Gebieten: der ohnehin obligatorische Lawinenlagebericht, Tourenberichte in diversen Foren, Infos von Lokals und viele mehr. Abgesehen vom Lagebericht sind die meisten Informationen, die man erhält oft sehr subjektiv. Während man auf der Tour die Steinski sanft durch den Schnee und über alles, was darunter liegt gleiten lässt, spricht ein Freund von 50cm Powder! Gerade zur Zeit, wo die Lawinensituation eher angespannt ist, kann man sich neuerdings einen Vorteil verschaffen indem man die heiklen Schichten und Eigenschaften einer Schneedecke identifizieren kann. Wie das geht? Mit dem SnoProfiler.
Schon zu meiner Zeit als Praktikant beim LWD Tirol war der Wunsch ein frei zugängliches Schneeprofilprogramm zu schaffen ganz oben auf der To-Do-Liste. Nun ist es schon eine Saison online. Derzeit liegt der Schwerpunkt noch ziemlich stark auf Tirol. Es kann wohl nur im Sinne der Touren- und Freeridegemeinde sein, dies zu ändern.
Was kann der SnoProfiler?
Wenn man den Profiler öffnet zeigt sich eine Seite, die in drei verschiedene Bereiche geteilt ist. Der linke, obere Bereich wird von einer Karte eingenommen in welcher die verschiedenen, bereits aufgenommenen Profile zu sehen sind. Darunter befindet sich eine Liste mit den Profilen, geordnet nach Datum, regionaler Zugehörigkeit, Seehöhe und Exposition. Der rechte Teil zeigt mir die ausgewählten Schneeprofile im Detail an. Mit der Möglichkeit einen Zeitrahmen zu fixieren und die vorhandenen Profile räumlich einzugrenzen, kann man sich mit Hilfe der angezeigten Schneeprofile einen Überblick über die Verhältnisse in einer Region verschaffen. Der einzge Knackpunkt bei der Geschichte ist, dass die Plattform allen offen steht. Im eigenen Interesse und dem Interesse der Community sollte man also nur Informationen teilen, wenn diese mit einem gewissen “gewusst, wie” aufgenommen wurden und somit inhaltlich auch brauchbar und richtig sind. Andersrum muss ich natürlich mit der gleichen Vorsicht eingegebene Profile lesen. Eine genauere Anleitung zur Interpretation bzw. Eingabe der Daten findet ihr hier.
10 Experten, 11 verschiedene Schneeprofile
Es braucht schon ein gewisses Know-How um der Schneedecke, als komplexes Gebilde verschiedenster umgewandelter Schneekristalle, Informationen über die Stabilität abgewinnen zu können. Und auch wenn man glaubt die Zusammenhänge und den Schneedeckenaufbau verstanden zu haben, so kommt man im fachlichen Austausch mit Anderen schnell darauf, dass die Grenzen innerhalb der Schneedecke nicht von allen gleich gezogen werden und jedes Schneeprofil mehr oder weniger ein Unikat ist – also doch wieder subjektiv? Eher nicht. Zwar gibt es durchaus subjektive Entscheidungen, aber der vorgegebene Rahmen ist so eng abgesteckt, dass gröbere Abweichungen fast ausgeschlossen sind. Was es natürlich geben kann, sind Fehleinschätzungen. Nicht nur auf Grund der Exposition, der Höhe und der eigenen Lage in einem Hang, sondern auch auf Grund einer gewissen Brandbeite an Interpretationsmöglichkeiten.
Lawinen bzw. die Vorgänge in und um Schneedecken sind ein ziemlich komplexes Thema und für eine Vielzahl von Tourengehern und Tourengeherinnen nicht so richtig greifbar. Steigt man aber tiefer in die Materie ein, ist dies sicher kein Nachteil und nach anfänglicher Verwirrung bekommt man auch relativ schnell Ordnung ins Chaos. enn es euch mehr interessiert, so werde ich in naher Zukunft – inshallah – versuchen noch einen kleinen Überblick über die Erstellung von Schneeprofilen und Stabilitätstests zu geben bzw. eine Auswahl an verschieden Artikeln zu diesen Themen zu erstellen.
Viel Spaß im Gelände und stay safe! :)
Hinweis: Ich will euch hier keinen Leitfaden oder kein Tutorial geben wie genau das Programm verwendet wird, sondern nur einen kleinen Anstoss geben wie ihr euere Tourenplanung sinnvoll erweitern könnt. Solltet ihr euch unsicher sein, macht einen Kurs bzw. lasst es euch von geschulten Personen erklären und nehmt es bitte nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage am Berg – das ist nicht Sinn der Sache.
1 Kommentar
Dani
11. Februar 2015Meine vollste Zustimmung!
Habs das erste mal bei Lawine-Steiermark gesehen, ist echt praktisch!
Wenn man erst mal so ein umfangreiches Schneeprofil gegraben hat, dann weiß man auch, wieviel Arbeit in so einem Profil steckt!
Wir haben uns dieses Jahr auch schon viele Gedanken zur Lawinenkunde gemacht und auch aus dem Grund des “eigenen Aufarbeitens” zwei Artikel darüber geschrieben. Was irgendwann wie ein kryptisches Mysterium scheint, wird irgendwann doch logisch und klar, aber Fehleinschätzungen und Missinterpretationen sind halt menschlich. Beim Schneeprofil und leider auch bei der Tourenplanung.
Kommts immer gut runter und ich würd mich freuen mehr zu dem Thema lesen zu können! :)
Praktikum klingt spannend, mehr Details bitte! ;)
Lg