Skitourenabschluss Berner Oberland

Veröffentlicht von am Mai 28, 2017 in Berner Alpen, Hochtouren, Skitouren | Keine Kommentare
Skitourenabschluss Berner Oberland

Eine würdige Skitourensaison sucht nach einem würdigen Sainsonabschluss. Bedingt durch unsere Spontanität und das kategorische Ignorieren der Tatsache, dass verlängerte Wochenenden nicht nur für uns geschaffen worden sind, wackelt unser eigentlicher Plan kurzzeitig etwas. Ein tiefer Griff in den Geldbeutel ermöglicht uns einen schnellen Zustieg per Jungfraubahn, das Finsteraarhorn wird wohl auch noch eine Weile stehen und wir sind bereit uns mit anderen Gipfeln bzw. Hütten zu arrangieren. Das Wetter jedenfalls war wie geplant. Wir fahren ins Berner Oberland.

Tag 1:

Nach einer kurzen Nacht fahren wir direkt mit der ersten Bahn hinauf auf das Jungfraujoch und queren hinüber zum Mönchsjoch. Unser heutiges Ziel ist das Fiescherhorn, zumindest eines davon, das höhere, am Ende beide. Nach einer kurzen Abfahrt über das Ewig Schneefäld reihen wir uns in die Karawanen in Richtung Fieschersattel ein. In dem Steilstück hinauf zum Sattel macht sich langsam die Höhe bemerkbar und auch die Sonne knallt gnadenlos auf uns herab. Wir versuchen bewusst langsam zu gehen, was uns nicht ganz so gelingen will, zu groß die Motivation, zu gut das Wetter, zu genial die Verhältnisse. Zumindest können wir so einige Seilschaften überholen und kommen gut voran, auch wenn uns dafür der Kopf ein bisschen wehtut. Die beiden Fiescherhörner sind ab dem Sattel relativ schnell und einfach zu besteigen, sodass die Diskussion sich relativ rasch erledigt hat, welches wir besteigen wollen. Etwas länger reden wir über die Abfahrtsvatiante. Dass wir wir am Abend auf der Konkordiahütte schlafen ist fix. Die Möglichkeit über das Ewig Schneefäld verwerfen wir relativ rasch. Noch immer sind viele Leute im Aufstieg in der Steilflanke zum Fieschersattel und die Flanke ist so zerspurt und zum Teil gefrohren, dass ein Befahren weder uns noch den Aufsteigenden Spaß bereiten würde und absteigen wollen wir auch nicht wirklich. Wir fahren in Richtung Finsteraarhorn, unserem eigentlich geplanten Ziel ab und steigen zur Grünhornlücke auf. Wir haben ja viel für die Bahn bezahlt, da will man auch was sehen. Beim Blick auf die Hütte und den Anstieg auf das Finsteraarhorn etwas Wehmut, aber beim nächsten Mal haben dann auch wir Platz auf der Hütte. Die letzten Meter zur Grünhornlücke ziehen sich dann etwas, dafür bremst der Schnee bei der Abfahrt zum Aletschgletscher, sodass wir dann am Ende richtig froh sind, die Eisenleiter zur Hütte empor steigen zu können. 150hm sind es ca. vom Gletscher zur Hütte, welche einst unweit vom Gletscher erbaut worden ist. Zur Konkordiahütte selbst: super Essen, kleine und sehr angenehme Lager, viele Leute, traumhafter Ausblick über den Konkordiaplatz – die Eisenstufen haben sich ausgezahlt.

Tag 2

Unser nächstes Ziel ist die Mönchsjochhütte. Wir einigen uns darauf, dass wir diese über den Aletschgletscher erreichen wollen und dem Mönch, in unmittelbarer Hüttennähe, noch einen Besuch abstatten werden. Das bedeutet, dass das der Tag erstmal sehr flach beginnt und das für eine lange Wegstrecke. Die Nacht war erholsam und wir starten munter in die zweite Runde. Der Anstieg ist im technischen Sinn relativ unspektakulär, man geht jedoch über weite, weite Gletscherflächen, die Jungfrau stets vor sich. Landschaftlich also ein Hochgenuss. Zumindest bis zum Verbindungsweg zwischen Jungfraujoch und Mönchsjochhütte. Was sich da auf touristischer Ebene abspielt sucht seinesgleichen. Wir haben die Infrastrukur dankend angenommen, aber zwischen den ständig fliegenden Helikoptern und tausenden Touristen kommt man sich als Bergsteiger recht einsam vor. Und ich spreche hier nicht von der Einsamkeit, die wir oft suchen. Dieser touristische Bereich ist jedoch relativ klein und beschränkt sich auf den nahen Umkreis um die Sphinx, im Bereich des Einstiegs zum Mönch Normalweg reduziert sich dieser auf den 10m breiten Weg zur Mönchjochhütte und ein paar Höhenmeter weiter oben kehrt dann wieder etwas mehr Ruhe ein. Der Anstieg auf den Mönch ist abwechslungsreich, Fels und zum Teil steiler Firn wechseln sich ab, zuletzt führt ein scharfer Grat zum Gipfel. Nie schwer, aber dennoch ist immer etwas Konzentration gefragt. In manchen Führern ließt man der Mönch wäre der leichteste 4000er der Berner Alpen. In meinen Augen ist das so nicht ganz richtig. Er ist vielleicht mit dem wenigsten Aufwand verbunden, aber kein einfacher Hatscher. Nachdem das Frühstück zwischen 3.30 und 4 Uhr serviert wird, verschwinden wir nach einem relativ kurzweiligen Abend (er war kurz und lustig, gefühlt also fast Nachmittag) im Bett.

Tag 3

Harald sorgt für meinen ersten Lacher und prompt folgt der erste blöde Spruch meinerseits. Zu so früher Stunde fällt es ihm noch schwer, Witze auf seine Kosten einfach anzunehmen. So viel waren wir ja noch nicht gemeinsam unterwegs, so früh schon garnicht. Fangen wir so an: er ist kein ausgesprochener Morgenmensch, um es mal vorsichtig zu sagen. Wenn er dann nur 30 Minuten schlafen kann, weil der Rest im Lager (mich eingeschlossen) so schnarcht, dann fällt es ihm zu so früher Stunde umso schwerer seinem Gegenüber (in dem Fall also mir) soviel Liebe zukommen zu lassen, wie es dieses Gegenüber verdient hätte. Wir arbeiten daran. Ich hab dann nicht länger in der Wunde gebohrt (auch ich arbeite an mir), meine blöden Sprüche fast unmittelbar eingestellt und nach dem Frühstück war Harry wieder fast so gut drauf wie immer. Heute gehen wir die Jungfrau an. Nach kurzer Abfahrt, vorbei an der Sphinx, fellen wir an und beginnen mit dem Aufstieg. Das erste Schneefeld, welches auf den breiten Rücken unter dem Rottalhorn führt ist recht hart, umso konzentrierter steigen wir mit Harscheisen höher. Oben am Rücken empfangen uns die ersten Sonnenstrahlen, das Skidepot am Rottalsattel ist schon zum Greifen nahe und auch unsere Abfahrtspläne reifen mit jedem Höhenmeter. Wir hatten ja die vergangenen Tage ausreichend die Möglichkeit die Jungfrau zu studieren. Auffällig war die breite Rinne, welche N-NO exponiert zwischen Seracs vom Rottalsattel herunter zieht. Im Aufstieg haben wir Einige gesehen, in der Abfahrt nur wenige. Zu hart? Doch so steil? Wir entscheiden vor Ort – schauma moi, dann seng mas scho. In mir ist die Entscheidung schon bei der letzten Querung zum Skidepot gefallen. Von hart war keine Spur. Wo keine Sonne war, da war der Schnee noch griffig. Einfach perfekt! Aus der Nähe betrachtet hat man dann auch gesehen, dass schon ein paar mehr diesen Weg gewählt haben müssen. Die letzten Höhenmeter ab dem Sattel sind bald überwunden und wir stehen am Gipfel. Kurze Fotosession, das Panorama genießen und Abstieg. Pause abfellen, fertig machen zur Abfahrt. Auch Harry ist der Überzeugung, dass unserer Plan vernünftig erscheint und so schaffen wir es mit nur wenigen Minuten Gegenanstieg zurück zur Jungfraubahn. Glücklich und müde geht unser Tourentag bereits um 10 Uhr zu Ende. Finsteraarhorn, wir kommen wieder! Danke Harry, für die schönen Touren und die Fotos!

 

 

 

 

 

Hinterlasse eine Antwort


+ 9 = achtzehn