Skitourenauftakt: Bjørndalskamben in Myrkdalen
Endlich gute Nachrichten vom Wetterbericht in Norwegen. Während es dank Golfstrom in Bergen im Winter moderat “warm” ist und Niederschlag im Winter meistens flüssig vom Himmel fällt, schneit es nur 1-2 Autostunden im Landesinneren. Da braucht es nur ein paar Mails und schon ist ein Auto voll gepackt mit motivierten Skitouren-Freunden.
Die Fahrt geht nach Myrkdalen, einem Wintersportort mit Loipen und Skipisten und guten Tourenmöglichkeiten, 130 km von Bergen entfernt. Außerdem ist Myrkdalen ein Ort auf den schneetechnisch immer Verlass ist. Von dort aus bieten sich ein paar Touren an, einer der höchsten davon ist Bjørndalskamben und damit wollen wir gleich die Skitourensaison 2014/15 eröffnen.
Frostig und komplett in weiß präsentiert sich die Landschaft und die Freude bei allen ist groß, weil Regen hatten wir im bisherigen Winter genug abbekommen. Wir starten in Myrkdalen um 10 Uhr, weil es da erst hell wird und sind damit die ersten auf Tour (das lange Schlafen mag ich besonders an den Norwegern, damit bleibt der Pulver den Frühaufstehern überlassen, obwohl die auch nicht früh aufstehen). Die Temperaturen sind bei minus 5 Grad und es fühlt sich herrlich an, diese Schneeluft einzuatmen!
Die Tour ist eine einfache und typische Tour für die Vossafjell, welche geschmeidige und sanfte Berge in West Norwegen sind. Bjørndalskamben ist 1402m hoch und damt einer der Höchsten. Der Ausgangspunkt befindet sich auf 460m. Ich bin gespannt wie sich die Beine das gefallen lassen, sowohl im Aufstieg als auch in der Abfahrt.
Die Tour führt zuerst an einem namenlosen Bach entlang und an zahlreichen kleinen Hütten vorbei. Etwas zu motiviert legen wir die Spur zu hoch an und anstatt am angelegten Weg gemütlich entlang zu gleiten, plagen wir uns durch Büsche und über Schafzäune hindurch. Das kann aber der Stimmung heute gar nichts anhaben – Winter, Schnee, Ski und alle sind einfach nur zufrieden.
Zu Mittag zeigt sich dann auch endlich die Sonne für eine kurze Weile und wir, vom Sonnenlicht um diese Jahreszeit, an diesem Breitengrat, nicht gerade verwöhnt, lassen uns das Vitamin D einschießen.
Der Anstieg ist führt durchwegs durch Gelände unter 30 Grad steil und wir finden uns in dem Gelände gut zurecht, auch wenn sich der Gipfel die ganze Zeit gut versteckt, entweder hinter einem vorgelagerten Berg oder in den Wolken.
Zu viert und so begeistert vom Licht, der Landschaft, dem Schnee, den Bergen… dauert der Aufstieg und die Sonne steht um 13.30 Uhr schon wieder nahe am Horizont. Leider ziehen die Wolken immer dichter zu und wegen der schlechten Sicht und auch den Blasen an den Füßen entschließen wir uns zum Rückzug.
Leider habe ich schon einmal am Bjørndalskamben kehrt machen müssen und genauso wie damals, denke ich mir “wären wir… hätten wir… dann könnten wir…”. Aber sobald als die Entscheidung gefallen ist, sind diese Gedanken wie weggeblasen und die Vorfreude auf die Abfahrt steigt.
Zu Beginn jeder Skitourensaison sind die Abläufe noch etwas holprig und ich greife gleich mal mit den Wollfäustlingen aufs Klebefell und bemerke, dass ich die Skibrillen nicht eingepackt habe.
Die ersten flachen Meter schiebe ich mich mit meinen ungewachsten Skiern vorwärts. Leider ist die Pulverauflage schon wieder leicht gefroren und es will nicht so recht stauben. Die schlechte Sicht macht es uns auch nicht gerade leicht und es ist unmöglich, Geländeunebenheiten zu sehen. Wir kommen aber alle gut runter, und befinden den Schnee trotz allem für gut. Offensichtlich sind wir einfach nur hungrig nach Schnee und Skitouren und dementsprechend niedrig liegt die Messlatte.
Von den Hütten abwärts wählen wir für die Abfahrt den Weg auf dem Skifahrer vor uns schon eine Spur angelegt haben. Mit Zunder und brennenden Oberschenkeln sind wir schnell beim Ausgangspunkt angekommen, wo uns Langläufer, ebenso glücklich über den Schnee, “God Jul” zurufen.
Takk for turen!