Quer durch die Silvretta – Teil 2

Veröffentlicht von am Apr 15, 2016 in Blog, Silvrettagruppe | 3 Kommentare
Quer durch die Silvretta – Teil 2

In einem zweiteiligen Bericht wollen wir euch von unserer Tour durch die Silvretta erzählen. Klingende Namen wie Silvrettahorn, Piz Buin und Dreiländerspitze stehen auf unserem Plan. Ganz nach Plan verlief es nicht, dafür aber mit viel Sonne und mitunter ganz brauchbaren Verhältnissen – im Auf- sowie im Abstieg.

Tag 3:

Der morgendliche Blick aus dem Fenster verspricht gutes Wetter. Windig, aber klar. Als eine der letzten Gruppen verlassen wir nach ausgiebigem Frühstück die Hütte und machen uns auf zum Jamtalferner. Mal schneller, mal langsamer, steigen wir gemütlich zur Oberen Ochsenscharte, der Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg auf. Die Optionen haben wir uns alle offen gelassen und wir entscheiden nach Tagesform und Bedingungen: Jamtalspitzen, Ochsenkopf oder Dreiländerspitze. Die anspruchsvollere Variante ist sicher die Dreiländerspitze und ich hatte mir so meine Gedanken gemacht, wie das im Falle einer Seilsicherung mit 30m Zwillingsseil am besten zu bewerkstelligen sein wird. Fazit: Zumindest nicht nach Lehrbuchmeinung. Umdrehen kann man immer und wenn man nicht oben gewesen ist, kann man auch nicht sagen, dass es nicht geht. Abgesehen davon ist die Silvretta landschaftlich ein Augenschmaus und in dem Fall ist irgendwie auch mal wirklich der Weg das Ziel. Mit diesen Gedanken schlagen wir also den Weg zur Dreiländerspitze ein. Der Wind bläst uns am Übergang zu Vorarlberg noch kräftig ins Gesicht, legt sich aber dann je näher wir dem Skidepot kommen. Die Verhältnisse sind sehr gutmütig und wir kommen gut voran. Während wir im Herbst letzten Jahres die Schlüsselstelle direkt gehen mussten, können wir die letzten Meter im Fels umgehen und kommen von hinten auf den Gipfel. Ohne Seil und ohne Mühen. Windstill, sonnig und das Panorama gibt zum ersten Mal wirklich was her: Piz Buin, Ortler, Bernina, Piz Palü. Alles da, was das Herz begehrt. Zurück am Skidepot machen wir uns an die Abfahrt zur Wiesbadener Hütte. Der flockigste Pulver ist es nicht, aber das Gelände perfekt und wenn man die Ski etwas aktiv fährt, dann macht das ganze doch sehr viel Spaß. Mit Vorfreude auf die Wiesbadener Hüttengang schwingen wir auf der Terasse ab und bestellen uns den hart erarbeiteten Kaiserschmarrn. Wenn ich daran denke, dass ich hier nun zum 5ten mal übernachte und jedes mal liebevoll von dem Hüttenteam versorgt wurde, stimmt es mich ein wenig traurig, dass die Crew das Schiff nach der Wintersaison verlässt. Ich hoffe man sieht sich auf einer anderen Hütte wieder! Trübsal kann man später auch noch blasen. Vor dem Essen, während dem Essen, nach dem Essen. Skiwasser fließt wie Mana im himmlischen Brunnen und die UNO-Karten glühen. Draußen zieht es zu und schneit sogar leicht. In der Hoffnung auf Wetterbesserung verschwinden wir irgendwann in unseren Lagern. Morgen gehts zum Piz Buin!

Tag 4:

Disziplin sieht anders aus: gemeinsam erscheinen wir unpünkltich zum Frühstück. Wenn man einen Blick vor die Tür wirft und ehrlich ist, verpasst man auch nicht wirklich viel. Das gleiche Wetter wie am Vortag haben sie uns versprochen. Stattdessen hängen die Wolken tief und es  windet. Wir lassen uns aber davon nicht beirren und starten etwas später als geplant von der Hütte weg. Hoch zur Grünen Kuppe und wieder nach unten zum Ochsentaler Gletscher. Ab hier geht es etwas steiler ins Gletscherbecken unter dem Piz Buin. Die Steilstufe ist etwas mühsam zu gehen, wir erreichen dennoch relativ zügig die flache Passage und queren zum Teil bei null Sicht zum Skidepot. Kurz vor dem Skidepot holen wir noch eine große Gruppe ein und legen deshalb auch beim Anlegen der Steigeisen noch einen Zahn zu. Wie gestern, so auch heute wieder sehr dankbare Bedingungen. Schneefreier Fels, wo man ihn braucht und ansonsten guter Stapfschnee. Zu kurz und zu schön sind die anspruchsvolleren Meter auf unserem Weg zum Gipfel und ehe wir uns versehen haben wir die “Schwierigkeiten” hinter uns und gehen die letzten Meter zum höchsten Punkt. Ab und zu kommt über uns die Sonne durch, dennoch will es nicht so richtig aufreißen. 3312m, Piz Buin, Gipfel.Keine Sicht und somit kein Panorama. Zumindest ist es nicht mehr windig und nach einem kurzen Gipfelplausch machen wir uns schnell an den Abstieg. Je tiefer wir kommen, desto mehr geben die Wolken die Sicht frei. Während Christoph sich entschließt nach Süden abzufahren um über den Vermuntpass zurück zur Hütte zu gehen, fahren wir entlang des Aufstiegswegs zurück zur Wiesbadener Hütte. Der Schnee ist heute weniger gut und es gehen sich nur ein paar unbeschwerte Schwünge aus. Der Gegenanstieg zur Hütte zieht sich und es wird nun doch immer wärmer. Glücklich, müde aber zufrieden gönnen wir uns das wohlverdiente Skiwasser und das ein oder andere Weizen. Heute gibt es freie Nachmittagsgestaltung und das heisst Schlafen oder UNO. Der Abend dauert deshalb etwas länger. Müde sinken wir am Ende des Tages in die Lager. UNO, UNO!

Tag 5:

UNO, UNO. Wir brechen die Tour krankheitsbedingt ab und fahren über die Bieler Höhe zurück ins Skigebiet Wirl, wo wir den Postbus nach Ischgl nehmen und somit zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren.

Die Silvrettadurchquerung bietet Skihochtouren in wunderschöner Landschaft und angenehmen Tageshöhenmetern. Unser Plan hätte noch einen Besuch auf der Silvrettahütte und der Saarbrückener Hütte vorgesehen. Abgesehen von der Silvrettahütte kann man eine Durchquerung an jeder Stelle relativ bequem abbrechen und ins Paznauntal (Wirl, Galtür oder Ischgl) zurückfahren.

Das bleibt:

  • Erinnerungen an super Tage in einer tollen Landschaft, begleitet von netten Menschen
  • die Gewissheit, dass das Silvrettahorn ein weiteres Mal auf meinen Besuch warten muss

Bis bald! :)

 

Teil 1 gibts hier zur Nachlese

3 Kommentare

  1. Sabrina
    15. April 2016

    So schön!

    Das Silvrettahorn gehen wir dann zusammen – das fehlt uns ja auch noch! :)

    LG Sabrina

    Reply
    • Carsten Becker
      15. April 2016

      als überschreitung im sommer :)

      Reply
      • Sabrina
        15. April 2016

        Alles klar – so machen wir das! Sehen und ja bald!

        Reply

Hinterlasse eine Antwort


acht − = 1