Quer durch die Silvretta – Teil 1
In einem zweiteiligen Bericht wollen wir euch von unserer Tour durch die Silvretta erzählen. Klingende Namen wie Silvrettahorn, Piz Buin und Dreiländerspitze stehen auf unserem Plan. Ganz nach Plan verlief es nicht, dafür aber mit viel Sonne und mitunter ganz brauchbaren Verhältnissen – im Auf- sowie im Abstieg.
Tag 1:
In Ischgl startet unsere -vorerst noch- dreiköpfige Gruppe. Vom Parkplatz der Heidelberger Hütte (E2 – 7€ am Tag) geht es ungefähr zur Kirche und dann ins Fimbatal. “Soso, Dorftunnel”, dachte ich mir als ich an der Tankstelle um Auskunft gebeten habe. “Ah, klar…dann mit dem Aufzug hoch”, natürlich. Blöd nur, dass ich nicht gefragt habe in welchem Stockwerk wir aussteigen müssen, denn es gibt wirklich Level 1 und Level 2 – beides an der Erdoberfläche. Nach dem Motto “Was wir fahren, müssen wir nicht gehen”, entscheiden wir und für den zweiten Stock und liegen damit goldrichtig. Nach ein paar Schritten können wir auch schon die Ski anschnallen und folgen dem flachen Ziehweg ins Skigebiet. 930hm auf gute 14km erwarten uns an unserem “Eingehtag”. Am Anfang belächeln wir die anderen Pistenbenützer noch, welche uns auf vielen verschiedenen Sprachen einreden wollen, dass wir uns in die falsche Richtung bewegen. Irgendwann hat man für Zurufe wie “wrong direction” und “falsche Richtung” nichtmal mehr ein müdes Lächeln über. Die Sonne brennt gnadenlos herab und die Luft steht. Es waren lange 4 Stunden zur Heidelberger Hütte. Das flache Gehen ist ungewohnt und irgendwie fühl ich mich als hätt ich die Durchquerung schon hinter mir. 930 hm und 14km Wegstrecke fühlen sich schon fast nach bergab an, so flach ist das! Umso größer die Enttäuschung auf der Hütte, als uns die goldene Anstecknadel für mühsame Zustiege verwehrt blieb. Immerhin gab es ein Lob vom Hüttenwirt, ein kuscheliges Zimmer, gutes Essen und ein Zirberl am Abend war dann aber Entschädigung genug.
Im Ernst: der Zustieg zur Hütte ist lang und zäh. Trotz des Skigebiets ist es auch landschaftlich reizend und, da so lang und so weit, tut sich kein Schwein diesen Zustieg an. Die Hälfe der Strecke waren wir allein und einsam. Wir haben es einmal gemacht, sind froh es gemacht zu haben und fahren beim nächsten Mal sicher mit der Seilbahn! Ein Besuch auf der Heidelberger Hütte lohnt!
Tag 2:
Das Ziel für diesen Tag: Hotel Jamtal. Heute ist der Weg verhältnismässig kurz. Über die Breite Krone, ein bissl’ mehr wie 3000m hoch, führt unser Weg über das Kronenjoch ins Jamtal. Rechnerisch sind es etwa 800hm auf den Gipfel, ein paar Meter kommen hinzu: am Anfang sind wir nach der Hütte kurz etwas zu hoch gewesen und ein bisschen Gegenanstieg hat man auch. Alles in allem ein Traumtag, wäre da der Wind nicht. So bekommt die relativ einfache Tour dann doch noch ein bisschen Charakter und damit Erinnerungswert. Zu unserem Glück biegen die großen geführten Touren alle in eine andere Richtung ab und letzten Endes sind nur wir und drei Holländer zur Breiten Krone aufgebrochen. Über sanfte, weite Hänge geht es aufwärts. Die letzten Meter legen wir per pedes zurück und kommen auf einen flachen, windigen Gipfel. Es hält uns nicht lange auf der Breiten Krone und wir sehen zu, dass wir unseren Weg zur Jamtalhütte fortsetzen. Für unser Gefühl ist der Schnee bei der Abfahrt ganz brauchbar, anstrengend mit unseren schweren Rucksäcken, aber fahrbar. Unsere Verfolger aus den Niederlanden haben da wohl eine andere Meinung. Anstatt den schattigen Hängen den Vorzug zu geben, quälen sie sich im Bruchharsch am Gegenhang bergab. Zumindest ist es für den Teint förderlich.
Zum Abendessen kommt dann auch unser vierter Kopf aus Kärnten angereist und wir begeben uns zu Tisch. Obwohl relativ wenig Betrieb auf der Hütte war, hätte es an unserem Tisch fast verdurstete Bergsteiger gegeben. Zum Glück haben wir nicht zu lange für die Hauptspeise gebraucht, denn auf der Jamtalhütte gibt es -ich glaube erst seit kurzem- ein unumstößliches Gesetz: Getränkebestellungen werden nach §1 Abs.3 Hüttengesetzbuch entweder vor oder nach dem Essen bestellt. Unser Glück, dass sich “Essen” im Gesetzestext wohl auf die Gänge bezieht. Pünktlich zum Nachtisch kann der Palatschinken mit Marmeladenfüllung schon wieder mit frischen Skiwasser nach unten befördert werden. Schwein gehabt! Der Wetterbericht für den nächsten Tag sieht gut aus. Wir peilen den Übergang zur Wiesbadener Hütte an, wobei sich die Jamspitzen, der Ochsenkopf und die Dreiländerspitze als Höhepunkt anbieten würden. Seid gespannt auf Teil 2.
2 Kommentare
Sabrina
12. April 2016Das mit dem “Trinken” bestellen, war hoffentlich ein Witz? Wenn nicht – bin ich froh dass Du Dein Skiwasser noch erwischen konntest!
Also ich glaube ich würde auch die Bahn vorziehen….so ein langer Hatscher! Aber schön ist es bestimmt gewesen!
LG und bis ganz bald!
Carsten Becker
13. April 2016Ungelogen. Ich habs auch ned geglaubt wie sies mir gsagt haben. :)