Schneealpenhaus (1788m) via Schafriese
Firn im Dezember und sonnseitig durchwegs brauchbare Verhältnisse im Hinblick auf steile Touren! Klar, da entschwindet man der Wiener Nebeldecke nur zu gern. Zugegeben, mit der Schneealpe habe ich mich davor noch nie befasst und habe sie auf der Karte immer nur als Wurmfortsatz von Schneeberg und Rax wahrgenommen. Zu unrecht, wie sich heute herausgestellt hat, denn sie ist – im Hinblick auf Skitouren – ein relativ alpines Ziel. Gräben, Steilwände und Rinnen fordern den Alpinisten im Tourengeher.
Wir wollten auf das Schneealpehaus und weil die Verhältnisse es zugelassen haben, haben wir uns für die Schafriese entschieden. Hier im Osten heißt alles Ries oder Riese was irgendwie mit Schotterfeldern zu tun hat und irgendwo muss der Schotter ja herkommen. Dementsprechend steil ist diese Tour. 45° an der steilsten Stelle, welche zugleich nur etwa 1,5 bis 2m breit ist. Mit meinen 170er Latten war es zumindest halbwegs machbar.
Zu Beginn haben wir uns gleich ein bisschen verkoffert, weil das Kartenstudium als überflüssig empfunden wurde und die Rinne ohnehin schon sichtbar war. Jetzt wissen wir zumindest, dass eine Forststraße um das steile Waldstück führt, durch welches wir uns gequält haben. Sobald der Wald lichter wird, steilt sich dann auch das Gelände deutlich auf. Anfangs noch in weiten Spitzkehren, danach immer enger und irgendwann mit den Ski am Rücken plagen wir uns die Rinne hoch. Die Sonne trägt ihren Teil zum Erlebnis bei. Irgendwann, kurz vor der Schlüsselstelle fällt mir ein Spruch ein, den ich kürzlich irgendwo gelesen habe und zugegebenermaßen etwas prollig finde, aber wer mich kennt, kennt auch den Prolet in mir. Irgendwie zaubert mir der Spruch trotzdem ein Lächeln auf die Lippen und lässt meine Motivation steigen:
” Schweiß ist Schwäche, die aus dem Körper entweicht!” – Weitermachen!
Nach der Engstelle geht es noch ein paar Meter steil weiter, bevor sich das Gelände zurücklehnt und wir die Steigeisen wieder gegen Ski wechseln können. Die letzten Meter zum Schneealpenhaus haben es aber dann doch noch in sich. Wir wechseln von einer südseitigen Exposition in eine östliche. Die Schneedecke spiegelt zum Teil ziemlich gefährlich und ist hart, pickelhart. Eigentlich der Moment, wo man die Harscheisen aus dem Rucksack holen sollte. Mit viel Fluchen und ein paar Passagen wo wir über rohe Eier tanzen schaffen wir aber auch diese letzte Hürde. Ab jetzt geht es wieder abwärts.
Abgesehen von den harten Stellen, war der erste Abschnitt bis zur Engstelle vom Schnee her einfach nur megageil. Genau richtig aufgefirnt in einer annehmbaren Neigung. Zischhhhhh! Zur Engstelle hin wird der Schnee leider dann schon etwas tiefer und schwerer, das Gelände steiler und die Schneeoberfläche unregelmäßig, durchsetzt mit Knollen und Steinen. Kraftraubend und nicht mehr so der Genuß wie die Meter zuvor, aber machbar. Von Ästhetik sprechen wir an diesem Punkt lieber nicht. Weiter unten wird die Rinne dann etwas weiter und man kann den Ski etwas mehr gehen lassen und muss nicht mehr so auf die Kanten steigen. Zum Glück, denn unter der mittlerweile sehr dünnen Schneeoberfläche warten die Steine nur darauf, ein paar Ecken aus dem Belag zu beissen. Bedacht fahrend erreichen wir die Forstraße, welche uns die letzten Höhenmeter zum Auto bringt.
Fazit der Tour: Steil ist geil, aber langsam darf es wieder mal ein Portion draufschneien. Powder to the people.