Freiner Reibn – die Haute Route im Mürztal

Veröffentlicht von am Mrz 25, 2015 in Mürzsteger Alpen, Skitouren | Keine Kommentare

Das Frühjahr ist nun wirklich eingetroffen. Die Tage werden wieder länger und auch bei der Tourenwahl gibt es nun andere Möglichkeiten. Sicherere Verhältnisse erlauben es nun Touren zu gehen, welche im Hochwinter meist nicht machbar sind und die längeren Tage ermöglichen, wer hättes das gedacht, auch längere Touren. Auch wenn die Freiner Reibn schon lange im Hinterkopf herumschwirrt, starten Klaus und ich relativ kurzfristig zum Ausgangspunkt beim Freinerhof in Frein an der Mürz.

Die Eckdaten: Vom Freinerhof geht es zuerst auf die Große und die Kleine Proles. Eine kurze Abfahrt in einen Sattel und schon beginnt der nächste Aufstieg zum Kleinen Königskogel. Nach einer erneuten Abfahrt heißt es wieder anfellen, denn es geht in Richtung Tonion. Von dort, steil durch das Jodelloch hinab um dann wieder auf die Hohe Student zu steigen. Nach einer weiteren Abfahrt geht es zum letzten Mal bergauf zur Wildalpe und bergab zurück zum Freinerhof. 2400hm in Auf- und Abstieg sowie 30km Gesamtlänge und eine durchschnittliche Gehzeit von 10 Stunden sprechn wohl eher die ambitionierteren Skitourenfreaks an. Leiden lohnt sich!

Etappe 1: Große und Kleine Proles (1565m & 1579m).

Tourstart 7 Uhr. Nachdem der erste Schock – eine meiner Trinkflaschen war nicht richtig zugeschraubt und daher war meine Tourenkleidung nass – verdaut ist geht es betont gemütlich in Richtung der Großen Proles. Am Anfang die Kehren der Forststraße abkürzend schrauben wir uns in die Höhe. Je höher wir kommen, desto unübersichtlicher wird der Weiterweg. Wir halten uns mehr oder weniger direkt am Abbruch und suchen uns den Weg durchs Dickicht auf den Gipfel. Von der Großen Proles, welche in Wahrheit niedriger ist, als die Kleine Proles, geht es nochmal kurz mit Fellen abwärts, bervor wir auf der Kleinen Proles zum ersten Mal abfellen. Neben einer steifen Brise erwartet uns auch eine Gams am Gipfel. Die Bedenken, ob es nun weiter so unübersichtlich durch die Walachei geht, zerstreuen sich beim Ausblick vom Gipfel. Damit wir gut in der Zeit bleiben, fellen wir rasch ab und suchen uns die kleine, aber steile Einfahrt in eine Rinne, welche uns erlaubt unter dem Gipfel in Richtung Krautgärten bzw. des Kleinen Königskogel zu queren. Zuerst Pulver, dann super Firn! So kann es bleiben….

Etappe 2: Kleiner Königskogel (1552m)

Gespannt auf den Weiterweg fellen wir nach der kurzen aber fantastischen Abfahrt an und machen uns auf dem Weg zum Kleinen Königskogel. Den Föllbaumkogel lassen wir links liegen und nährern uns unserem dritten Gipfel an diesem Tag über den Grat, welcher uns trotz teilweisem Schneemangel irgendwie doch auf den Gipfel führt, ohne dass wir die Ski tragen müssen. Landschaftlich ein Traum. Der Bick schweift über den Schwarzkogel, die Veitsch, die bereits bestiegenen Gipfel und über unseren Weiterweg. Auch hier lassen wir wenig Zeit liegen und machen uns gleich an die Abfahrt, welche wieder ziemlich genussvoll verläuft.

Etappe 3: Tonion (1699m)

Der Weiterweg führt uns auf die höchste Erhebung unserer Tour. Landschaftlich der schönste Teil. Über vielseitiges Gelände geht es sehr abwechslung dem Gipfel entgegen. Die Querung des Herrenboden, im Hintergrund die Veitsch, war wohl der schönste Abschnitt dieser Tour. Immer wieder geht es auch kurz etwas abwärts, was aber mit Fellen gemacht werden kann und nicht weiter stört. Am Gipfel gönnen wir uns dann ein paar Minuten, bevor wir die Abfahrt durch das Jodelloch antreten. Sonnseitig wiederum in gutem Firn, warten wir gespannt, was die nordseitige Abfahrt für uns zu bieten hat. Im oberen Teil lockerer Pulver. Das Gelände ist hier relativ unübersichtlich. Ob man überall gut nach unten findet bleibt auch nach der Abfahrt offen. Eine kleine ZickZack-Einlage und wir sind unten. Meiner Meinung nach ist hier lawinentechnisch die Schlüsselstelle. Je weiter man nach unten kommt, desto schwieriger wird es zu fahren: querliegende Bäume, Sträuche und mittlerweile schwerer Schnee machen uns etwas zu schaffen. Auch das geht vorbei. Wir legen die Felle wieder an und machen uns durch den Arzlgrabenin Richtung Hohe Student auf.

Etappe 4: Hohe Student (1539m)

Anfangs geht es durch den Wald, aber je höher man kommt, desto freier wird das Gelände. In angenehmer Steigung geht es stetig aufwärts zur Studentalm. Auf den letzten Metern zum Gipfel merkt man dann schon, dass man den ein oder anderen Höhenmeter in den Beinen hat. Vom Gipfel sieht man auf die ganze, bereits zurück gelegte Runde. Irgendwie beeindruckend. Die Abfahrt ist eher weniger berauschend. Wenig, dafür aber schwerer Schnee zwingt uns in einigen flacheren Passagen zum Anschieben. Die steileren Teile sind wegen der querliegenden Bäume nicht ganz so schön zu fahren. Aber auf der Tour zählt ja das Gesamterlebnis.

Etappe 5: Wildalpe (1532m)

Der letzte Anstieg steht bevor. Mittlerweile suchen wir uns den Weg zwischen aperen, zum Teil schon von Blumen eroberten Flecken nach oben. Ein Blick auf die Uhr spornt mich an, zur vollen Stunde noch den Gipfel der Wildalpe zu erreichen. Am Gipfel schlage ich dann eine Minute zu spät an. Hilft nichts. Müde wär ich auch ohne Zielsprint gewesen. Ab hier darf sich dann langsam die Euphorie breit machen, die Freiner Reibn geschafft zu haben. Die letzte Abfahrt über den Gipfelhang lockt nochmal Freudenschreie hervor, es geht perfekt! Über die Forststraße und den Graben welche von Nordwesten an Frein an der Mürz heranführt, geht es ohne Abschnaller zurück zum Auto. Geschafft.

Fazit: Nach 9 3/4 Stunden glücklich und geschlaucht zurück am Auto. Landschaftlich eine der schönsten und wahrscheinlich auch einsameren Touren, die Ostösterreich zu bieten hat. Wer die Kraft für 2400hm, knapp 30km und die Lust auf eine landschaftlich atemberaubende, aber eher aufstiegsorientierte Skitour hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

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Unser GPS-Track weicht etwas von dem oben dargestellten ab. Leider ist irgendwas schief gelaufen. Ich werde versuchen, unseren Track noch hier öffentlich zu machen.

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