Der Hochtourist in den Ostalpen
Liebe Berna, lieber Casi!
Ich freue mich, dass wir gemeinsam den Blog gestalten und uns um die Inhalte kümmern werden. Unsere letzte Skype-Konferenz hat mir erneut Motivation gegeben, den Blog neu fertig zu gestalten. Was gab es nun zu besprechen? Was gibt es zu tun? Ja, ich (wir) will (wollen) einen Blog, der mir (uns) erlaubt, einfach das zu posten was mir (uns) taugt (Punkt).
Nachdem, zumindest mir soviel taugt wäre es gut etwas einzugrenzen. Und jede Zeitung und jedes Magazin hat soetwas wie einen Zweck, eine Blattlinie oder Ähnliches. Der Hochtourist, so wie ich es bisher (auch im Sinne des Wortes) verstanden habe, steht grundsätzlich für Bergsteigen in der Tradition der ersten touristischen Erschließer bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts mit Namensgebern dieses Blogs Ludwig Purtscheller und Heinrich Heß. Umstrittene Punkte in den Biografien beider einmal beiseite gelassen, interessiert mich die Tatsache, dass beide mit der Herausgabe des mehrbändigen Werks “Der Hochtourist in den Ostalpen” sozusagen die Vorläufer der Artaria- und der heutigen Alpenvereinsführer schufen und somit bereits sehr früh alpinistische Führerliteratur. Purtscheller gilt als Erstbesteiger unzähliger Routen zwischen dem Gesäuse und den Westalpen, Heinrich Hess unter anderem als Erschließer des Gesäuses. Nach beiden ist je eine Hütte in den Ostalpen benannt, das Purtschellerhaus steht unterm Göll in den Berchtesgadener Alpen und die Heßhütte im Gesäuse in den Ennstaler Alpen. Den Namen Purtscheller findet man beim Durchblättern der “Hochtouristen” stetig unter der Überschrift Erstbesteiger. Dadurch hinterließ er viele Spuren im gesamten Alpenraum.
Gemeinsam haben beide die dabei gewonnenen Erkenntnisse in Gebirgsmonographien für nachahmende Hochtouristen zusammengeführt. Daran fasziniert mich, mit welcher Akribie die von ihnen bestiegenen Berge aufgezeichnet wurden und das zu einer Zeit, als die Möglichkeiten zu vereisen sehr eingeschränkt waren. Ganz abgesehen davon, dass bergsteigen zum reinen Vergnügen damals nicht die Regel darstellte, sondern bei Weitem die Ausnahme. Die Eisenbahn galt als modernes Fortbewegungsmittel damaliger Reisender, an Autos war noch nicht zu denken. Sich freiwillig der Natur auszusetzen und das noch dazu dort, wo sie sich von einer lebensfeindlichen Seite zeigen kann, wurde damals kaum von der örtlichen Bevölkerung angestrebt. So waren es jene Entdecker, meist Städter, dieser Zeit, welche in die Berge gingen, neue Wege erschlossen und damit die weißen Flecken in Büchern festhielten.
Oder die großen Bergsteiger der 40er und 50er Jahre, die trotz dem Mangel an finanziellen Mitteln zahlreiche alpinistische Meilensteine setzen konnten. Ob sie Marcus Schmuck, Walter Bonatti oder Hermann Buhl hießen, diesen Namen begegnen uns beim Studium von Kletter- und Alpenvereinsführernnoch noch heute. Teils sind sie zu tagelangen Märschen oder Fahrradfahrten aufgebrochen, um in entfernten alpinen Gebieten noch ungekletterte Wände und Linien zu begehen. Sie traten jenen Herausforderungen entgegen, um diese als erste Menschen überhaupt zu lösen. So zeigten es in den 70er und 80er Jahren Kurt Albert, Lynn Hill oder Reinhold Messner, was es bedeuten kann die eigenen und bis dahin bekannten Grenzen zu überschreiten. Wenn es denn heute solche alpinistischen Herausforderungen geben mag und Persönlichkeiten, die sich ihnen stellen, fallen mir adHoc die Namen Ueli Steck, Alexander Huber oder Hansjörg Auer ein. Im gesellschaftspolitischen Diskurs ist die Gleichstellung von Frauen und Männern ein präsentes Thema und langsam wird auch öfter medial über Frauen im Bergsport berichtet. Gerlinde Kaltenbrunner oder Ines Papert zeigen gekonnt, welche Herausforderungen sie sich zur Aufgabe machen.
Ob Großexpedition oder Wandertag, ob im Himalaya oder in den Alpen. Jene die nachhaltige und ökologisch alternative Gedanken in die Tat umsetzen und bereits für die Anreise zu ihren Herausforderungen neue Wege beschreiten sind in der Minderheit. So kommen mir dabei Göran Kropp oder Gregor Sieböck in den Sinn, die für Ihre Fortbewegung fast ausschließlich auf fossile Brennstoffe verzichten.
An genau diesen Schnittstellen sehe ich die inhaltliche Verantwortung für diesen Blog. Dort, wo Protagonisten wie Günter Burgsteiner oder Dörte Pietron genauso wie die Altmeister aus vergangenen Jahrzehnten porträtiert werden können. Dort, wo es Platz für neue alpine Spielarten gibt und daneben alpine Schutzhütten modernen Passivbauhäusern gleichen. Dort, wo klassische Touren (der Ostalpen) genauso vorgestellt werden, wie neue (alte) Wege der Leserin und dem Leser näher gebracht werden.
So wie ich in diesem Brief einem und mehreren Gedanken gefolgt bin, sehe ich die Möglichkeit in diesem Blog verschieden Wege zu denken. Es können durchaus Touren sein, die sich in zahlreichen anderen Wander- und Tourenblogs finden, doch auch neue Wege beschrieben und wieder weiß gewordene Gebiete entdeckt werden. Grundsätzlich gilt das Prinzip, dass jeder alles darf, wenn es denn Spaß macht!
Ich freue mich auf wunderbare Wege.
Euer Gerald
1 Kommentar
Max
6. Mai 2013Bravo!
Herzlichen Glückwunsch zur optisch sehr gelungenen Neuauflage,
auch mir als Leser der sich wieder auf spannende und bereichernde Beiträge freuen kann… ;)
Noch mal, Bravo!