Piz Buin 2.0 – Jetzt auch im Winter

Veröffentlicht von am Feb 22, 2015 in Hochtouren, Silvrettagruppe, Skitouren | 2 Kommentare
Piz Buin 2.0 – Jetzt auch im Winter

Alle Jahre wieder verschlägt es mich irgendwie in die Silvretta. Letztes Jahr waren wir auf der Jamtal- und der Wiesbadener Hütte unterwegs. Den Herbst zuvor war ich auf dem Piz Buin und mit der Kartographie der Uni Wien sowieso gleich zwei Mal in dieser traumhaften Bergwelt an der Grenze zur Schweiz unterwegs. Der Plan, dem Piz Buin auch im Winter mal auf das Haupt zu steigen, stand schon länger. Kurzfristig klinkten sich noch WU und SA ein und schon ging es mit dem Ratrac zur Bieler Höhe.

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Piz Buin vom Aufstieg zur Dreiländerspitze – irgendwie muss man ihn mögen…

Einen relativ brauchbaren Wetterbericht im Vorfeld und “relativ” unbrauchbare Verhältnisse am Berg. So lässt sich unser verkürztes Wochenende wohl am besten beschreiben. Zu Beginn unserer Planung war Samstags noch mit brauchbarem Wetter zu rechnen. Der Plan war also der Hüttenzustieg und ein paar Extrameter am Freitag, Piz Buin am Samstag und am Sonntag dann je nach Verhältnissen noch etwas kurzes und Abfahrt zum Auto. So zumindest der Plan. Je näher die Tour rückte umso schlechter auch der Wetterbericht. Freitag, unser Anreisetag, war aber noch geprägt von Traumwetter: wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und, damit es nicht zu langweilig wird, ein frisches Lüftchen.

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Im Ratrac gehts die ersten (Kilo-)Meter zur Bieler Höhe. (c) T. Weichselbaumer

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Über den Stausee nach Süden ins Ochsental. (c) K. Zwirner

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Bereits im Ochsental unterwegs. Es zieht sich lange und flach nach hinten. (c) K. Zwirner

Gegen 10.45 watschelten wir letzten Endes von der Bieler Höhe südlich über den Stausee ins Ochsental. Der lange Weg über den See gibt einem die Zeit seine Gedanken zu ordnen und so legen Wu und ich uns darauf fest, den Buin heute noch versuchen zu wollen, wenn alle damit einverstanden sind. Der Rest der Gruppe weiß von unserem Plan noch nichts und wird erst kurz vor der Abzweigung zum Gletscher von unserer Idee in Kenntnis gesetzt, Argumente pro und contra werden kurz angeführt. Wir kommen eigentlich ganz zügig voran, das Wetter ist ein Traum und wir haben noch genug Zeitreserven die Hütte inkl. Gegenanstieg auf der Ratrakspur ohne Stirnlampe zu erreichen. Zugegeben, eine Eingehtour sieht anders aus, aber der Wetterbericht für den nächsten Tag verspricht nichts Tolles und umsonst wollen wir nicht in die Silvretta gegondelt sein. Einen Wimpernschlag später deponieren wir die überflüssige Ausrüstung hinter einem Stein und schlagen den Weg in Richtung Ochsentaler Gletscher ein. Es geht auf den Buin! Über eine Steilstufe geht es – imposante Gebilde aus Eis und Schnee links liegen lassend – in den Gletscherkessel des Ochsentaler Gletschers. Ab hier ist die Buinlücke, der Einschnitt zwischen dem Großen Piz Buin und dem Kleinen Piz Buin, zu sehen. Bis dahin geht es relativ flach und einfach in einem großen Linksbogen zum Skidepot. Beim imposanten Anblick des Piz Buin hats dem Wu wohl alle Sicherungen geworfen und er schaute sich nach einem kleinen Spurt die Schlüsselstelle schonmal genauer an.

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In der Steilstufe unter dem Gletscherbruch. (c) K. Zwirner

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Gleicher Ort, andere Perspektive (c) wusaonthemountain

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Ziemlich weitläufig das Gletscherbecken. Im Hintergrund, das abgschnittene Silvrettahorn. (c) K. Zwirner

Wir satteln dann von Ski und Stöcken auf Steigeisen und Pickel um. Der letzte Anstieg beginnt mit einer steileren Querung nach links zu einem kurzen Aufschwung der relativ einfach zu überwinden ist. Nach ein paar leichteren Metern kommt die tatsächliche Schlüsselstelle. Technisch eher unschwierig und im Winter gutmütiger als im Sommer, geht es durch eine Rinne höher. Obwohl technisch leicht, sollte hier nichts passieren, da man sich sonst 200m weiter tiefer am Gletscher wieder findet. Um die Nerven zu beruhigen hat Wu schon ein Seil gespannt, an dem man sich bei Bedarf etwas einhängen kann. Nach dem Ausstieg geht es noch 10 Minuten über ein paar Kehren in Gehgelände zum Gipfel.

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Die erste Stelle, bei der man die Hände benötigt. (c) K. Zwirner

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Tiefblick garantiert. Die Schlüsselstelle stellt diese eingeschneite Rinne dar. (c) wusaonthemountain

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Am Ausstieg der Rinne. Jetzt geht es nur mehr in Kehren höher. Noch 10 Minuten zum Gipfel. (c) wusaonthemountain

Geschafft! Kurz nach 15 Uhr schlägt die ganze Truppe am Gipfel auf. Mehr oder weniger erschöpft, genießen wir das Highlite des Tages: ein toller Gipfel, traumhaftes Wetter, grandioses Panorama und mutterseelenallein. Je nach persönlichem Gusto gibt es auf dem Gipfel etwas Tee, das ein oder andere Päckchen Gel oder eine verdiente Gipfeltschick (Gipfelzigarette). Nachdem wir heute noch auf die Wiesbadener Hütte wollen, beginnen wir zügig mit dem Abstieg zum Skidepot und adjustieren uns für die anstehende Abfahrt.

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Irgendwie retro. (c) K. Zwirner

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Der ganze Haufen auf Vorarlbergs höchstem Haufen. Piz Buin (3312m). (c) wusaonthemountain

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Der Blick schweift über das Gletscherbecken zum Silvrettahorn. (c) wusaonthemountain

Heiß auf weiß! Nachdem  der Winter ein bisschen mit Neuschnee geizt, war die Abfahrt schlussendlich besser als im ersten Moment befürchtet. Hart und meistens tragfähig, vereinzelt auch mit etwas lockererer Auflage garniert ging es abwärts. Dass mir die Abfahrt Spaß gemacht hat ist für die Herrschaften im Himmel aber nicht als Anlass für Müßiggang zu sehen. Schneekugel schütteln! Sofort! An unserem Depot angekommen schulterten die beladenen Rucksäcke und querten so hoch wie möglich zum Weg, der uns zur Wiesbadener Hütte führen sollte. Auf den letzten Metern bekamen wir bereits den Vorboten des folgenden Fönsturms zu spüren.

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Die Schatten werden länger! Welches Musical? (c) wusaonthemountain

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Bissl an Wind hats scho… (c) K. Zwirner

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Den Nichtrauchern unserer Gruppe bot sich dieser schöne Anblick leider nicht. (c) T. Weichselbaumer

Am nächsten Tag offenbart der morgendliche Gang zur Toilette bereits, dass die Aussicht auf Gipfel an diesem Tag eher gering bleibt. Nichtsdestotrotz brechen wir in Richtung Rauher Kopf auf. Sabrina wird zwei Mal umgeblasen und auch die Männer in unserer Gruppe haben Probleme sich auf dem abgewehten, harten Untergrund gegen die Sturmböen zu wehren. Fliegende Eiskristalle lassen das Gefühl  aufkommen, meine Ohren würden nur mehr in Fetzen an mir hängen. Aber auch das macht irgendwie Spaß! Bleibt eben länger in Erinnerung. Irgendwann hat der Spaß aber doch ein Loch und wir pfeifen auf den Gipfel und machen uns 150hm darunter bereit zur Abfahrt. Die Abfahrt lässt dann auch irgendwie zu wünschen übrig: kniehohe Windgangeln wechseln sich mit ausgeblasenen Löchern ab. Die meiste Zeit is der Untergrund nicht tragend und eher unlohnend zu fahren. Auf der Loipe in Richtung Wirl angekommen, entledigen wir uns der überflüssigen Kleider und skaten zum Parkplatz zurück.

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Gut gefrühstückt ist halb am Gipfel – an der Verpflegung hats sicher nicht gelegen. (c) T. Weichselbaumer

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Brrrr. Bitterkalt und windig. (c). K. Zwirner

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Unten wird der Wind leichter…der Schnee bleibt gleich schlecht. (c) K. Zwirner

 

Und die Moral von der Geschicht? Wetterglück hat man, oder nicht! – Danke für den genialen Freitag!

An die Daheimgebliebenen: In der Silvretta gibts noch viel zu tun. Irgendwann sicher wieder und sicher nicht ohne Euch!

 

 

 

2 Kommentare

  1. Sabrina
    23. Februar 2015

    Lieber Casi,

    es war uns wieder einmal eine Ehre – Danke für Deine Idee mit dem Piz Buin..wir hätten es sonst sicher wieder auf die längere Bank geschoben.

    Alles super also!

    Bis demnächst! Sabrina

    Reply
    • Carsten Becker
      23. Februar 2015

      immer wieder gerne.
      ich hoff einfach drauf, dass des mit der grossen reibn auf die lange bank geschoben wird ;)

      lg carsten

      Reply

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