Sechs Tage zu Fuß im Steyr- und Ennstal

Sechs Tage zu Fuß im Steyr- und Ennstal

Irgendwann erreicht jeden Menschen die Zeit, in welcher man einfach gerne “weg” sein würde. Weg vom Alltag, weg von der Arbeit, weg von der gewohnten Umgebung. Diese Zeit erreichte mich im Februar. Der Kopf war gefüllt mit allerlei Dingen, die ihre komplette Ordnung verloren hatte. Arbeiten, Bücher schreiben, dorthin, hierhin. Stop. Es reicht, wir verschwinden. Wir schnappten unsere Rucksäcke, machten uns auf den Weg nach Oberösterreich und wanderten. Sechs Tage gingen wir Mitte Februar durch die Naturlandschaft im Steyr- und Ennstal, begrüßten die ersten Frühlingsboten, welche wegen dem schneearmen Winter in den Nordalpen schon besonders früh in Erscheinung traten. Begleitet mich im Schnelldurchlauf vom Ursprung des Steyr-Flusses in die Stadt Steyr.

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Die Steyr sprudelt südlich vom Gasthof Baumschlagerreith aus dem Kalkstein.

Mit Bahn und Bus erreichen wir den Gasthof Baumschlagerreith, welcher günstig am Österreichischen Weitwanderweg 09, dem Salzsteigweg, gelegen ist. Wir schlagen vorerst den Weg in den Süden ein und erreichen nach nur wenigen Gehminuten den Ursprung der Steyr. Die Steyr ist hier noch sehr gemütlich, genauso gemütlich wie wir die nächsten Tage angehen wollen. Langsam, bewusst, stressfrei.

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Acht Beine machen sich auf den Weg.

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Die Natur nimmt sich den notwendigen Platz.

Unser erstes Etappenziel befindet sich im schneefreien Hinterstoder. Eine Konditorei empfängt uns herzlich, wir verschlingen Kuchen und Tee und nächtigen in einem wahren Komfortzimmer zum Spätsaison-Preis, viel tut sich hier wintersporttechnisch nicht.

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Am zweiten Tag begegnen wir der alten Pension Prielkreuz, welche dem berühmten Alpenmaler E.T. Compton mehrmals als Wohnraum diente.

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Farbkontraste an der noch strömungsfreien Steyr.

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Als Mal- und Fotomotiv beliebt, bei Flößern verhasst. Der Strumboding-Wasserfall brachte aufgrund der Engstelle jeden Flößer ins Schwitzen.

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Den Weg von Hinterstoder nach St. Pankraz am Stausee bewältigen wir am Kalkalpenweg, einem Rundweg im Nationalpark Kalkalpen.

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Das Wetter ist uns noch nicht sehr hold, die Nebel- und Wolkeneffekte entschädigen dafür.

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Die sehr giftige Christrose ist als Winterblüher bekannt und wird deshalb auch Schneerose genannt. Nur der Schnee fehlt.

Wir nächtigen am Campingplatz in St. Pankraz am Stausee. Obwohl der Campingplatz menschenleer ist und die Saison noch lange nicht begonnen hat, ergattern wir ein beheiztes Zimmer im Wohnbereich des Besitzers. Zum Essen gibt’s zwar nichts, aber wir haben noch in Hinterstoder unsere Vorräte aufgefüllt.

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Am Morgen des dritten Tages scheint uns die Sonne wahrlich ins und aus dem Gesicht.

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Ich wiederhole es nochmal: Mitte Februar. Wenigstens der kleine Priel ist weiß.

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Sie waren wohl genauso verwundert wie wir.

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Ein markantes Merkmal des Klauser Stausees sind die steilen Konglomeratwände.

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Wir haben keine einzige Menschenseele außerhalb von Ortschaften getroffen, alle sechs Tage lang.

Am Ende des dritten Tages logieren wir in einem schon bekannten Gasthaus im Wallfahrtsort Frauenstein, nahe dem Steyr-Durchbruch. Der wöchentliche Ruhetag hält die Wirtsleute aber nicht davon ab, uns noch ein Abendessen zu bereiten. Den Abend verbringen wir in der Gaststube mit den Wirtsleuten und dem Pfarrer, wir erzählen uns Berggeschichten und genießen das eine oder andere Glas Wein.

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Wem es noch nicht aufgefallen ist: Enten tragen eine Hundemaske.

Der vierte Tag ist leider durchgehend verregnet. Die Maultrommel-Gemeinde Molln sowie das örtliche Nationalpark-Zentrum haben wir nach dem Proviant-Kauf hinter uns gelassen und verabschieden uns fürs Erste von der Steyr. Unser Weg führt zu einem Gasthof am südlichen Fuße des Schobersteins. Ich denke, ich brauche wohl nicht mehr extra erwähnen, dass ein Ruhetag uns wiederum zu den einzigen Gästen macht. Essen gibt’s diesmal keines, dem Proviant sei dank.

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Gleich zu Beginn des fünten Tages erwartet uns der steile Pranzlgraben. Im unteren Bereich des Pranzlgrabens sieht’s ja noch ganz fein aus, etwas später wird es steil, schlammig und rutschig. Ein Schritt nach vor, ein halber zurück.

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Nachdem wir den Sattel am Mandlmais erreicht haben, spazieren wir auch schon wieder bergab. Das Trattenbachtal gilt als das Tal der Feitln, Relikte der aktiven Feitl-Macher Zeit sind noch erhalten und eine Manufaktur ist immer noch in Betrieb.

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Wer nicht weiß, was ein Feitl ist: DAS ist ein Feitl.

Der Trattenbach mündet in weiterer Folge in die Enns, welcher wir in Flussrichtung entlang dem Ennsradweg folgen und in unserem Etappenziel landen: Ternberg. Der örtliche Kirchenwirt hat zwar abermals Ruhetag (wen wundert’s), ein Zimmer jedoch frei, aber nichts zum Essen. Auf der anderen Seite des Kirchenplatzes befindet sich eine Pizzeria, ein Schild vor dem Eingang weist uns daraufhin, dass heute erst ab 17 Uhr wegen Reparaturarbeiten das Lokal geöffnet ist. Passt, die Vorfreude war gigantisch! Wir machen uns um 18 Uhr auf den Weg zur Pizzeria, nur befindet sich nun ein anderes Schild vor dem Eingang: “Heute wegen Reparaturarbeiten geschlossen.” Nun musste wieder der örtliche Nahversorger dran glauben.

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Der morgentliche Frost wurde schnell von warmen Sonnenstrahlen vertrieben. Und wir wissen: heute erreichen wir Steyr.

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Die ersten fliegenden Frühlingsboten zeigen sich.

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Gänseblümchen am Wegesrand.

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Über Feld- und Wiesenwege wandern wir bei wunderbarem Wanderwetter in Richtung Steyr.

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Wir stehen unter Beobachtung.

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Kurz vor dem Ziel schaffen wir noch ein Foto, auf welchem wir alle drei abgebildet sind.

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Der Stadtplatz in Steyr beendet unsere sechstägige Fußreise duch das Steyr- und Ennstal.

Diese sechs Tage waren keine Herausforderung, sondern ein reiner Genuss für Körper und Geist. Und ich kann verraten: der Kopf wurde ordentlich durchgeschüttelt.

1 Kommentar

  1. Carsten Becker
    15. Dezember 2014

    Feitl? Des is a GasEx

    http://blogs.denverpost.com/olympics/files/2014/02/IMG_1074-495×371.jpg

    Reply

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