Über sieben Gipfel musst du gehn

Veröffentlicht von am Aug 27, 2014 in Randgebirge östlich der Mur, Wandertouren | Keine Kommentare
Über sieben Gipfel musst du gehn

Über den heurigen August möchte ich keine allzu großen Worte verlieren. Man sollte sich freuen wenn es regnet, denn wenn man sich nicht freut, regnet es trotzdem (frei nach Karl Valentin). Aber es gab auch weniger unbeständige Tage im Osten Österreichs. Da schlief man an einem Montag frühmorgens noch im Bettchen und bekommt eine SMS neben das Bett geliefert: “schöne Bedingungen rund um den Schneeberg, solltest ausnutzen”. Ich dachte mir, ja, schön, aber schon wieder Schneeberg? Die Region etwas weiter im Südosten ist mir noch eher weniger bekannt. Der Semmering wurde auserkohren, weitere Pläne gab’s noch keine. Wie komm ich jetzt zum Semmering? Scotty sagte mir, dass der wohl passendste Zug nach Gloggnitz in 14 Minuten abfährt, ein Bus fährt von dort weiter nach Semmering. 13 Minuten. Ich sprang auf, schmiss die Standard-Wanderausrüstung in den Rucksack, Wanderkarten von der Region flogen in das Deckelfach, Zahnputzzeug kam mit, Frühstück gibt’s dann in Semmering. Dann war alles prima. Den Zug noch gut erwischt, der Bus in Gloggnitz kam auch pünktlich und brachte mich auf 950m Seehöhe. Am Gemeindeamt stieg ich aus dem Bus, der Busfahrer jedoch ebenso, obwohl dies nicht die Endstation war. Ein verdutztes älteres Ehepaar im Bus schrie dem Busfahrer nach: “Foahrn wir ned weida?”. Die Antwort kam prompt: “Doch, i hoi ma nur a Jausn.”

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Hallo Semmering, du gehypter Wintersportort mit überdimensionaler Werbung für den Ski-Weltcup. Doch bevor überhaupt mal etwas in Gang gebracht werden sollte, gab es ein leckeres zusammengewürfeltes Frühstück vom Nahversorger meines Vertrauens. Während ich am Straßenrand die wichtigste Mahlzeit des Tages zu mir nahm, studierte ich die Karte und überlegte was denn heut eigentlich mein Plan sei. Da rüber, oder dorthin, hierhin? Die Entscheidung fiel mit dem letzten Bissen: über den Sonnwendstein zum Feistritzsattel, Pfaffensattel, Stuhleck, Pretul und Mürzzuschlag. Könnte zwar eine etwas längere Tour werden, aber hey, Sonnenstrahlen im August sollte man nicht ungenützt lassen.

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Die ersten Aufstiegsmeter führten mich an der Enzianhütte vorbei zu einer Wegkreuzung. Links geht’s zum Sonnwendstein, rechts zum Hirschenkogel. Der Hirschenkogel (1.340m) ist nur mehr einen Steinwurf von der Wegkreuzung entfernt, somit war dieser der erste Gipfel des heutigen Tages. Wieder leicht bergab zur besagten Kreuzung leitete mich die Forststraße zur Pollereshütte, der Sonnwendstein (1.523m) war nach fünf Minuten erreicht: number two.

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Der Höhenweg führte mich bald zum nächsten Gipfel auf den Erzkogel mit seinen 1.504m. Es war dies numero tre. Am nun folgenden, wirklich wunderbar zu gehenden Wald- und Heidelbeerweg konnte man das Wandern bis zum Feistritzsattel genießen.

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Um rüber zum Pfaffensattel zu kommen, muss man nicht zum Feistritzsattel gehen, es biegt kurz vorher schon der Weg ab. Ich ging dennoch zum Sattel, die Busverbindung zum Feistritzsattel hatte ich vor einigen Wochen vergeblich im Internet gesucht. Siehe da, die Haltestelle wurde eingestellt und wird nicht mehr befahren. Wer davon überrascht wird, hat mit der Kommunikation dort oben auch so seine Probleme, die Handy-Verbindung ist miserabel. Wer also vom Feistritzsattel aus die ferne Kommunikation mit menschlichen MitbürgerInnen sucht, sollte Holz, ein Feuerzeug und eine Decke mitbringen.

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Leicht ansteigend führte mich der markierte Weg zu einem Wiesenhang, auf welchem ich immer steiler bergauf marschierend den Harterkogel (1.523m) erreichte: numéro quatre.  Das Stuhleck und das Alois-Günther-Haus waren scheinbar schon zum Greifen nah, aber dazwischen gab’s noch einen Gipfel. Und zwar den Großen Pfaff (1.555m), den ich über einen schmalen Trampelpfad abseits des markierten Weges erreichte. Ich komme mit dem Zählen schon fast nicht mehr mit, das war nun número cinco.

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Kurz bevor ich den steilen Abstieg zum Pfaffensattel in Angriff nahm, fiel mir ein blaues Schild mit der Aufschrift “Grabmayr-Kogel” auf. Die Karte wusste davon nichts und von einem Kogel wusste die Umgebung wohl auch nichts, ich wertete dies als keinen Gipfelsieg. Einmal runter zum Pfaffensattel und dann gleich wieder rauf auf das Stuhleck zum Alois-Günther-Haus. Die Sonne schien zwar noch immer, der böige Wind kühlte aber ordentlich ab. Das Stuhleck (1.782m) war also die nummer seks des heutigen Weit- und Höhenwandertages.

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Etwas gemächlicher verlief der Weg über den breiten Bergrücken zur Peter-Bergner-Warte am Pretul (1.656m) und war nun Gipfel nummer sju, sollte auch der letzte Gipfel für heute sein.

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Am so gut wie nie markierten und äußerst schlammigen Weg Nr. 741 stieg ich zum Poldlbauer und weiter nach Mürzzuschlag ab.

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Ein freundlicher RailJet brachte mich dann wieder in meine Heimatstadt. An den Schuhsohlen klebte eine Wegstrecke von 39,7km und die Beinmuskulatur konnte sich über zusätzliche 1.850 Höhenmeter im Aufstieg freuen, mit im Gepäck waren sieben Gipfel, doch musste ich keine sieben Jahre warten dafür.

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